1. Grober Sand


    Datum: 16.04.2025, Kategorien: Nicht festgelegt,

    Ich liege auf der Pritsche und bin meiner selbst kaum bewusst. Die Unterlage ist hart, aber allein der Gedanke daran, dass ich mich im Lager unserer Alliierten befinde, beruhigt mich. Jemand flößt mir Wasser ein und ich trinke gierig.
    
    Diese elende Wüste, sie bedreckt jeden, der sie betritt.
    
    Schlaf. Der Sand steckt mir noch immer in allen Poren. Aber ich bin wieder bei meinen Leuten. Schlaf.
    
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    „You're gonna debrief her."
    
    Was? Wer spricht da? Ich sehe mich um und bin verwirrt. Hm. Eine Baracke. Fühlt sich an wie daheim. Aber das ist nicht meine Sprache.
    
    „She may know things... She's been with them for more than four months."
    
    Irgendetwas ist falsch. Warum sprechen sie Englisch?
    
    Ach ja, ich bin ja im Lager der Amerikaner. Das ist okay. Ich bin wieder bei meinen Leuten. Schlaf.
    
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    „Wake up."
    
    Hm? Ja, okay. Bin wach.
    
    „Come on, girl! Wake up!"
    
    Ja doch, ich bin doch da. Was willst du?
    
    „You gotta answer some questions."
    
    Was für Fragen? Ich weiß doch nichts, ich war doch nur ... Das scheiß Licht blendet. Kann das mal jemand ausschalten?
    
    „You with us?"
    
    Was meint er jetzt? Bin ich bei Bewusstsein? Bin ich einer von ihnen? Bescheuerte Frage. Ich habe Hunger.
    
    Ich weiß nicht wirklich, was vor sich geht. Moment ... Warum trage ich eine Burka? Ach ja ... Ich musste ja irgendwie unauffällig zum Lager kommen. Meine weiße Haut hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt.
    
    Hunger.
    
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    „Did you feed her?"
    
    "Yes Sir."
    
    "Go ...
    ... outside, get something to eat yourself. This is gonna take a while. We'll call you back."
    
    Die Wache geht. Hm. Wache. Wieso bin ich in einer Zelle? Ich richte mich auf. Endlich scheint mein Bewusstsein in meinen Körper zurückgefunden zu haben und meine Muskeln gehorchen mir wieder. Ich schaue die beiden Soldaten vor dem Gitter an und bin mir immer noch nicht so ganz darüber im Klaren, was hier passiert.
    
    Der Größere von den beiden kommt herein und zieht die Zellentür hinter sich zu. Er bleibt stehen und sieht mich unverwandt an.
    
    „Sind Sie bereit, einige Fragen zu beantworten?"
    
    Ich nicke nur. Warum sollte ich denn nicht bereit sein?
    
    „Wer sind Sie?"
    
    Oh. Nun... Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Verdammt.
    
    „Welcher Nationalität gehören Sie an?"
    
    Ich zucke mit den Schultern. Hm.
    
    Er kommt näher. Ich nehme plötzlich ein ganz deutliches Gefühl der Bedrohung war. Er runzelt nur die Stirn und hält die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
    
    „Sie waren mehrere Monate hinter feindlichen Linien. Was haben Sie aufgeklärt?"
    
    Hinter feindlichen Linien? Ich muss ein Lachen unterdrücken. Das ist eine durchaus kreative Beschreibung dessen, was ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt habe. Ich erlaube mir ein abschätziges Grinsen angesichts seiner Ahnungslosigkeit.
    
    Er findet das gar nicht lustig. Während sich das Stirnrunzeln weiter seinen kahlgeschorenen Kopf hinauf arbeitet, fällt mir auf, dass ich ihm eigentlich keine einzige seiner Fragen ...
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