1. Caro


    Datum: 21.04.2025, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    Sonntag, früher Nachmittag. Ich kam von einer Familienfeier und musste in Osnabrück den Zug wechseln. Corona war gerade irgendwie so halb vorbei, dafür drehte ein lupenreiner Demokrat am Rad. Der Zug war proppenvoll, weil alle Welt das 9-Euro-Ticket nutzte. Ich ging durch den Waggon und hoffte auf einen Sitzplatz, am liebsten nicht auf dem Boden vor dem Klo. Aber ich hatte Glück, ein freier Platz war noch zu ergattern und meine Sitznachbarin wirkte sympathisch, so man das von dem kurzen Blickkontakt sagen konnte. Sie war wohl Anfang 30, brünett, Haare zum Pferdeschwanz gebunden, Jeans, helles Top und Bluse, obligatorische FFP-2-Maske und darüber schöne Augen. Keine Kopfhörer, fast schon ungewöhnlich für eine Alleinreisende in ihrem Alter. Also ließ ich meine Kopfhörer auch schnell verschwinden, in der Hoffnung auf etwas Smalltalk, der sich nach der üblichen Frage, wo ich denn aussteige, schnell entwickelte. Sie musste auch in Münster raus. Damit war ein Gespräch schon mal gesichert, da gibt es genug Themen: Fahrräder, Kneipen, Wohnungspreise, Studenten. Also knapp über eine halbe Stunde für einen guten Eindruck und vielleicht eine Telefonnummer. Einen Ring trug sie nicht.
    
    Das Gespräch plätscherte so dahin. Es gibt verschiedene Zugverbindungen von Osnabrück nach Münster, schnelle und unsere, jede Milchkanne bekam die volle Aufmerksamkeit. Aber sorgte bei uns für gute Laune, wir saßen oben im Waggon, hatten Aussicht und konnten uns mit einer gewissen großstädtischen ...
    ... Arroganz über die kleinen Dörfer amüsieren. Bis Ostbevern. Da wurde alles anders. Der Zug fuhr gerade wieder an, querte die Straße, als wir beide aus dem Fenster sahen. Da stand er auf einem Parkplatz, der wohl Pendlern vorbehalten war, ganz hinten, letzte Ecke. Ein schwarzer Golf. An ihm lehnte eine Frau. Vor ihr kniete ein Mann. Und es war eindeutig, was er tat. Länger als eineinhalb Sekunden waren sie für uns nicht zu sehen. Aber es reichte, um zu wissen, was Programm war.
    
    Ich wusste, dass sie es gesehen hatte. Sie wusste, dass ich es gesehen hatte. Sie musste grinsen, ihre Augen verrieten, was die Maske verbarg. „Warum stellen die sich denn da hin? Ich würde ja einen schöneren Platz bevorzugen."
    
    „Wahrscheinlich, weil sie genau den Kick wollen. Sie werden vielleicht gesehen, vom Zug aus. Aber keiner kann zu nahe kommen. Es ist doch eigentlich ein recht sicherer Exhibitionismus.", meinte ich.
    
    „War das schon Exhibitionismus? Man hat doch eigentlich nichts gesehen!"
    
    „Vielleicht hätten wir den nächsten Zug nehmen sollen? Wer weiß, was gleich noch passiert."
    
    „Würde Dich das reizen?", fragte sie.
    
    „Jetzt geht sie aber in medias res", dachte ich mir. Wir waren doch gerade noch beim Verkehrsinfarkt von Münster.
    
    „Was? Den nächsten Zug und mehr sehen oder dort stehen und mir zusehen zu lassen?"
    
    „Wenn Du so fragst: Beides!"
    
    OhOh. Jetzt wird es aber ganz intim, nach knapp 20 Minuten mit einer Fremden, deren Namen ich nicht mal kenne.
    
    „Also was den nächsten Zug ...
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