Eine emotionale Affäre
Datum: 23.04.2025,
Kategorien:
Hausfrauen
... und habe dich so sehr verletzt. Die Schmerzen, die ich dir zugemutet habe, sind durch nichts zu entschuldigen. Ich bin auf dem Weg nach Hamburg und werde nach Mitternacht zu Hause sein. Ich könnte es verstehen, dass du mit mir nichts mehr zu tun haben willst. Ich hoffe aber, dass es noch eine Chance für uns gibt. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Deine Renate."
Bernd bestellte für sich in aller Ruhe ein Glas Wein, das er innerhalb der nächsten Stunde langsam austrank. In dieser Zeit leitete er wunschgemäß den Gesprächsmitschnitt und das Dossier der Detektei an Herrn Darius weiter. Dieser war offensichtlich noch wach, denn er bedankte sich und bestätigte den Erhalt der Unterlagen. Er schrieb noch, dass er einen seiner Juristen geweckt hätte, damit dieser über Nacht noch die Zeit hatte, die fristlose Entlassung des Herrn Karl Böhmer für den morgigen Tag vorzubereiten.
Die Uhr zeigte Mitternacht an. In der nächsten Sekunde würde er mit seiner Frau 25 Jahre lang verheiratet sein, ein Vierteljahrhundert. Viel zu viel, um diese lange Zeitspanne einfach wegzuwerfen. Bernd war entspannt und jetzt bereit für ein Treffen mit seiner Frau. Die Demütigungen, die Vertrauens- und Respektverluste, die er in den letzten Monaten und Wochen erfahren musste, hatten seiner Liebe zu Renate geschadet. Doch war dieser Schaden irreparabel und welche Schuld trug er daran selbst?
Bernd hatte sich im Internet über das Thema „emotionale Affäre" informiert. Die meisten der Warnzeichen, die ...
... darauf hindeuteten, dass einer der beiden Ehepartner eine emotionale Affäre mit einer dritten Person eingegangen war, hatte er auch in dem Verhältnis seiner Frau zu ihrem Geschäftspartner und vermeintlichen Freund Karl gefunden. So weit, so schlecht. Aber er hatte auch gelesen, dass der Fremdgänger oft bei seiner Affäre etwas sucht, das er von seinem eigenen Partner nicht bekommt. Bei einer emotionalen Affäre kann dieser Mangel sogar noch gravierender sein, als bei einer rein sexuellen, denn dann geht es überwiegend um die Grundlagen einer gesunden Partnerschaft, wie Vertrauen, Respekt, Vertrautheit und Toleranz.
Bernd erhob sich von seinem Sitz und ging in Fahrtrichtung vorwärts auf der Suche nach seiner Frau. In einem Abteilwagen fand er sie schließlich. Sie saß in einem Sechserabteil am Fenster und schien zu weinen. Sie hatte ihr Gesicht mit beiden Händen bedeckt und er konnte sie schluchzen hören. Langsam und leise öffnete er die Abteiltür. Sie hatte davon nichts bemerkt. Bernd setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. Er schaute seine Frau lange an. In ihrer Kleidung sah sie aus wie eine Frau, die darauf wartete, entweder in ein 3-Sterne-Restaurant oder zur Premiere einer Oper ausgeführt zu werden. Renate war eine Schönheit. Aber Bernd erinnerte sich nicht an den Sex mit ihr zurück. In seinem Gehirn sah er ganz gewöhnliche Szenen, in denen sie sich als Paar in der Öffentlichkeit zeigten. Er sah Momente, in denen die unterschiedlichsten Männer seiner Frau auf Partys Avancen ...