1. Eine emotionale Affäre


    Datum: 23.04.2025, Kategorien: Hausfrauen

    ... machten und sie diesen Herren unverzüglich mit einem Lächeln zu verstehen gegeben hatte, dass sie gegen ihren Mann, gegen ihn also, keine Chance hätten. Wer das Beste hat, gibt sich mit dem Zweitbesten nicht mehr zufrieden, hatte sie manch einem unbelehrbaren Freier in einem ruhigen, überzeugten Ton gesagt. Wer mit ihr tanzen wollte, hatte Bernd vorab zu fragen. Natürlich wusste Bernd, dass er seiner Frau vertrauen konnte, dennoch wollte sie sein Einverständnis, dass ein fremder Mann oder auch ein Freund sie anfassen durfte. Keiner dieser Männer hätte es je gewagt, sie unsittlich zu berühren. Sie wussten, sie hätten sich sofort eine Ohrfeige von Renate abgeholt.
    
    Bernd bemerkte, dass Renate aufgehört hatte zu weinen. Sie hatte den Kopf gesenkt und hielt ein zerknülltes Taschentuch vor sich. Erst trocknete sie notdürftig ihre Tränen, dann schnäuzte sie sich. Als sie aufblickte, erschrak sie. Sie hatte nicht damit gerechnet und auch nicht mitbekommen, dass jemand ins Abteil zu ihr gekommen war. Das Licht im Abteil war aus und auch der Mond spendete kein Licht. Insofern erkannte sie Bernd auch nicht, wohl weil sie ihn auch hier nicht erwartet hatte.
    
    In einem Ton, der Zärtlichkeit und Verständnis ausdrückte, fragte er sie, ob sie ihm ihren Kummer anvertrauen möchte. Erst jetzt erkannte sie ihren Mann. Sie zitterte am ganzen Körper, als ob sie auf Drogenentzug wäre. Mühsam flüsterte sie die Worte: „Du bist es wirklich? Du bist bei mir? Es tut mir so leid, dass ich dich ...
    ... und unsere Ehe verraten habe. Liebend gern würde ich dir meinen Kummer, meine Freude und meine Liebe zu dir anvertrauen. Willst du das wirklich hören?"
    
    Bernd stand auf, ging den einen Schritt auf Renate zu und kniete sich dann vor ihr hin, schaute ihr in die Augen und sprach: „Ja, ich will hören, was du mir sagen möchtest. Doch zuvor muss ich dir noch eine wichtige Frage stellen. Wir sind heute ein Vierteljahrhundert Mann und Frau. Ich bitte dich, unser Ehegelöbnis zu erneuern und frage dich, Renate, ob du auch weiterhin meine Frau sein möchtest. Ich für mein Teil will weiterhin dein Mann bleiben, in guten und in schlechten Zeiten."
    
    Renate brach in einem Weinkrampf zusammen. Bernd drückte sie an seine Brust und gemeinsam weinten sie. Als sich Renate etwas beruhigt hatte, flüsterte sie in sein Ohr: „Ja, ich will, in guten und in schlechten Zeiten."
    
    Epilog
    
    Die Gäste am Closing Lounge fragten Böhmer, warum denn Renate Neumann nicht anwesend wäre. Böhmer erwiderte, dass sie gar nicht eingeladen worden wäre, denn letztendlich müsste er das gesamte Vertragswerk neu aufmachen, da Frau Neumann einige handwerkliche Fehler gemacht hätte. Er würde sich ohnehin dafür aussprechen, dass der Vertrag nicht mit der LabTecnical AG abgeschlossen würde, sondern mit ihrem Mitbewerber.
    
    Als Böhmer die Gründe nennen wollte, warum der Wechsel sinnvoll wäre, unterbrach ihn sein Aufsichtsratsvorsitzender Darius. Er forderte Böhmer auf zu bestätigen, dass Frau Neumann nicht ordnungsgemäß ...