Valyna 01: Flucht aus dem Verlies
Datum: 07.05.2025,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie,
... verurteilt hätte. Wir würden ab sofort nichts mehr zu Essen oder zu Trinken bekommen, es sei denn, ich würde euch hier im Kerker verführen und meine Jungfräulichkeit opfern. Aber eher sterbe ich!"
Den letzten Satz sprach sie mit solcher Vehemenz und Bestimmtheit aus, dass Heinrich nicht umhinkam, erneut einen Stich in seinem männlichen Stolz zu spüren. Er schluckte seinen Dünkel herunter und beschloss, sich auf seine ursprüngliche Aufgabe zu konzentrieren.
Er stand auf, ignorierte seine Nacktheit, da er die Umstände nun einmal nicht ändern konnte, und marschierte zur Kerkertür. Aber sein Rütteln und Zerren zeigten ihm nur, dass ihnen dieser Ausgang versperrt war und er ohne seine Waffen oder Werkzeug auch keine Chance hatte, ihn aufzubrechen.
Wenn es stimmte, was Laureana erzählt hatte, woran er nicht zweifelte, wäre es auch sinnlos darauf zu warten, bis man ihnen Verpflegung brächte, um dann irgendwie zu versuchen, den Wärter zu überwältigen.
Er schüttelte den Kopf, streckte den Rücken durch, richtete sich hoch auf und sah sich im Rest der Zelle um. Bis auf die verschlossene Tür bestanden die Wände aus großen, dicht verfugten Steinquadern ohne jedwede Öffnung. Aber doch: Direkt unter der gewölbten Decke war eine kleine, vergitterte Öffnung, vermutlich ein Lüftungsschacht, mehrere Meter über dem Boden.
Rasch eilte er an diese Stelle und untersuchte die gemauerte Wand, wie er an ihr hinaufklettern könnte. Doch waren die Steine zu glatt und die Spalten zwischen ...
... ihnen zu schmal, als dass seine Finger und Zehen darin Halt gefunden hätten. Dennoch versuchte er so oft, sich festzukrallen und empor zu klimmen, bis seine Fingerkuppen blutig waren.
Laureana, die die Blutspuren auf den rauen Steinen bemerkte, trat heran.
„Bitte müht euch nicht mehr, Prinz. Ihr seid verletzt. Eine Flucht ist aussichtslos und ich möchte nicht, dass euch wegen mir noch mehr Leid geschieht. Ach", sie ließ den Kopf sinken, „ich werde dem unerhörten Ansinnen der Hexe doch nachkommen müssen, meine Erziehung und Keuschheit vergessen und tun, was sie verlangt. Nur die eine Bitte habe ich: Verurteilt mich nicht dafür."
Nun war es an Heinrich, die Rolle des ritterlichen Ehrenmannes einzunehmen.
„Nein, Prinzessin, es kommt nicht in Frage, dass ihr eure Würde und Tugend opfert. Noch haben wir nicht alles versucht."
Abschätzend maß er die junge Frau mit aufmerksamen Augen, die unter der intensiven Prüfung ihrer von dem dünnen, zerrissenen Hemdchen kaum verhüllten Gestalt durch einen splitternackten Mann schamhaft errötete.
„Ja, das könnte gehen. Kommt her."
Er streckte ihr seine Hand entgegen, aber verunsichert blieb sie auf der Stelle stehen.
„Ich werde euch hochheben", erklärte er, „gemeinsam schaffen wir es vielleicht, die Öffnung zu erreichen."
Er lehnte sich mit dem Rücken an die Steine direkt unter dem Schacht und bildete mit den Händen eine Räuberleiter. Laureana legte ihre zierlichen Hände auf seine Schultern und setzte ihren Fuß in die ...