1. Die Babysitterin


    Datum: 13.05.2025, Kategorien: Romantisch

    ... und legte meine Tasche ab. Aus dem Wohnzimmer kam schwaches Licht und unverständliches TV-Gerede. Schließlich kam auch Lene hervor.
    
    "Hi. War alles ok bei euch?", fragte ich.
    
    "Ja, sie war brav und artig wie immer. Sie hat sogar schon das kleine Gedicht für die Vorführung auswendig gelernt."
    
    "Wow! Das ist sehr nett von dir, dass du das mit ihr so geübt hast", dankte ich.
    
    Ich musste aber ein verstörtes Gesicht machen, weil sie mich besorgt anschaute: "Alles in Ordnung?"
    
    "Ja, ähm... oder ich weiß nicht. Wir haben doch letztens darüber gesprochen, wie lange ich deine Hilfe in Anspruch nehmen würde", begann ich. "Wäre es denn eventuell möglich, dass du weiterhin dreimal die Woche kommen könntest? Rebekka wird wohl etwas länger abwesend sein. Ich kann nicht sagen, wann sie genau zurückkehrt, es dürften aber noch so einige Monate sein." Lene überlegte nicht lange: "Klar."
    
    Ich versuchte aus reiner Höflichkeit, ihr meine eigene Bitte auszureden: "Hast du denn bestimmt nichts anderes vor? Nichts Weiterführendes oder einen anderen Job? Reisen oder Freiwilligenarbeit?"
    
    "Nein, ich hab doch gesagt, dass ich das Jahr nach dem Abi ganz gelassen nehme und nichts plane. Es trifft sich doch gut! Ich passe gerne auf Johanna auf und das ist ja auch ein Job", zielte sie darauf ab, dass sie dafür bezahlt wurde (und das gar nicht mal schlecht).
    
    So ganz wollte ich nicht verstehen, warum ein so kluges Mädchen mit einem Abiturschnitt von ungefähr 1,2 nicht gleich weiter auf ...
    ... eine Universität will. Doch zugleich war ich erleichtert, dass sie weiterhin als Babysitterin zur Verfügung stand. Ich begleitete sie zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte.
    
    "Entschuldige die Frage, aber ihr trennt euch, nicht wahr?"
    
    Von dieser direkten Frage war ich so überrascht, dass ich prompt wahrheitsgemäß nickte. Für eine 18-Jährige hatte sie die Situation gut erkannt, obgleich sie nicht wissen konnte, dass unsere Beziehung nie besonders stark und seit Johannas Geburt zum Scheitern verurteilt war.
    
    Lene verabschiedete sich mit einem Lächeln. Sie hatte ein ovales Gesicht mit weichen Zügen, eine Stupsnase und schmale Lippen. Ihr Lächeln war wie immer natürlich, ein wenig mädchenhaft und vor allem aufrichtig, als ob ihre Seele ebenfalls lächeln würde. Wollte sie mich damit aufmuntern? Hatte sie sich gefreut? In jenem Augenblick hatte ich diese unpassende Reaktion gar nicht registriert. Erst später, nach einigen Wochen, machte dieser Moment einen Sinn. Denn drei Tage darauf begannen die feinen, aber doch eindeutigen Anspielungen dieser jungen Dame.
    
    *~*~*~*~*
    
    An den Deployment-Tagen arbeitete ich vormittags immer aus dem Homeoffice. Zu Mittag holte ich meine Tochter aus dem Kindergarten ab und verbrachte mit ihr einige Stunden als "Wiedergutmachung" für meine Abwesenheit am Abend. Gegen 16 Uhr trudelte dann Lene ein. Da ich Johanna keine plötzliche Umstellung zumuten wollte, fuhr ich für gewöhnlich erst eine halbe Stunde später los. So konnte sie sich auf den ...
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