1. Die Augen der Medusa


    Datum: 17.06.2025, Kategorien: Sonstige,

    ... euch die Männer durch die Lappen gegangen sind!"
    
    Ich öffnete meinen Augen und betrachtete Peisinoe, die vor meinem Bett stand und auf mich herabblickte. Ihr Gesicht hatte wenig Liebliches an sich, hatte sich vor Ärger verzerrt. "Sieht nicht danach aus! Wäre ich sonst hier?", stieß sie lauter aus als zuvor, starrte mir stattdessen tief in die Augen.
    
    "Offensichtlich nicht. Was ist wirklich geschehen? Würde mich interessieren!"
    
    Peisinoe überlegte einen Moment und man konnte erkennen, dass sie mit sich rang. Ihr Blick schien sie in sich zu wenden, sah vielleicht in eine weite Vergangenheit.
    
    "Wir gingen tatsächlich ins Wasser, versuchten uns zu ertränken. Ist jedoch schwer, wenn man unsterblich ist. Wir schrien laut auf, als wir das kalte Wasser spürten, es an unseren Körpern entlang kroch. Als wir unter der Wasseroberfläche waren, trat nicht der Erfolg ein den wir erwarteten. Längere Zeit hockten wir dort bis uns zu kalt wurde. Um die Schmach nicht zu vergrößern, gingen wir danach klammheimlich weg, verschwanden für die Menschen unsichtbar in diesen Höhlen, waren unter unseresgleichen. Wir rächten uns an den Menschen, indem wir manchen von ihnen hierher führten. Aber das kennst du ja selber!"
    
    Ich nickte, hatte mit was anderem gerechnet, konnte es nicht mitfühlen, was Peisinoe augenscheinlich eine Schmach nannte. Männer gab es genug.
    
    "Aber es fällt doch auf, wenn Menschen fehlen?"
    
    "Und? Sucht einer nach dir?", war die Gegenfrage, die sofort an mich gerichtet ...
    ... wurde. Ich überlegte einen Moment und kam zu dem Schluss, dass es wenige geben würde, die sich Sorgen um mich machten.
    
    Ich schüttelte meinen Kopf, sah Peisinoe dabei an, deren Mimik inzwischen den Normalzustand angenommen hatte.
    
    "Siehst du, wie bei dir ist es bei den anderen genauso!"
    
    Ich erinnerte mich in diesem Moment daran, als wir beim Hotel angekommen waren. Alle alleine, ohne Anhang.
    
    "Aber im Hotel muss es auffallen, dass wir nicht zurückgekommen sind!" Peisinoe schüttelte mit ihrem Kopf.
    
    "Nein, wer in dem Hotel eincheckt, checkt nicht wieder aus. Du hast den Namen des Hotels gelesen, erinner dich dran!"
    
    "Thanatos Zuflucht!", antwortete ich sofort, weil mir der Name im Gedächtnis geblieben war. "Ja, der Gott des Todes. Gut gewählt für eine Einbahnstraße, findest du nicht?" Ich musste zustimmend nicken. Wirklich gut ausgesucht.
    
    "Die Kneipe, wo wir was getrunken haben, gehört sie auch dazu?"
    
    Peisinoe schmunzelte.
    
    "Nein, die Bewohner wissen aber, wozu das Hotel dient. Sie sind froh, dass wir sie in Ruhe lassen. Als Gegenleistung haben sie euch nie gesehen. Du kannst mir glauben, keiner von ihnen wird jemals ein Wort darüber verlieren, keiner hat euch jemals bemerkt. Es ist seit Jahrhunderten so, wird auch so bleiben. Sie haben mehr Vorteile als Nachteile durch dieses ungeschriebene Geschäft!"
    
    Jetzt wurde mir einiges klarer bis auf wenige Fragen, die sich mir stellten. Ich wollte gerade ansetzen sie zu stellen, als sich Peisinoe vorbeugte, mir ...
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