Die Augen der Medusa
Datum: 17.06.2025,
Kategorien:
Sonstige,
... kreuzten einander. An einer dieser Stellen blieb Ara wie aus dem nichts stehen und sah nach unten, tastete mit einer Hand vor sich auf dem Boden.
"Vorsicht. Stolper nicht!"
Als ich in dem diffusen Licht nach unten sah, konnte ich einen dünnen, seidenen Faden glänzen sehen, der aus dem rechten Tunnel kam, sich über unseren Weg spannte und im linken Gang verschwand. Zusätzlich schreckte ich zusammen, als aus demselben Gang ein entferntes Brüllen zu hören war, was ich nicht einordnen konnte.
Ara trat mit achtsamen Schritten über den Faden, meinte dazu: "Mach ihn nicht kaputt, sonst kommt sie nicht mehr nach Hause!"
"Wer kommt nicht mehr nach Hause?", fragte ich neugierig und Ara drehte sich zu mir um. "Na Ariadne, wer sonst. Es gibt keine Frau, die schusseliger ist als sie, wenn es darum geht, sich nicht zu verirren. Vor längerer Zeit hat einer es geschafft den Faden zu zerreißen, hat es jedoch nicht mitbekommen. Wir haben mehrere Tage damit verbracht sie zu suchen und in einem der hintersten Winkel des Höhlensystems gefunden. Auf der anderen Seite hat es Vorteile, wenn man sie sucht. Immer dem Faden nach. Man hat eine fünfzigprozentige Erfolgschance, dass sie sich am Ende aufhält, oder man muss umdrehen und findest sie dann!"
Die Erklärung war einleuchtend, selbst ich kannte die Geschichte mit Ariadne. Es wunderte mich inzwischen nicht mehr, dass es sie gab.
"Und was war das für ein Brüllen?", fragte ich Ara in deren Gesicht sich ein breites Grinsen ...
... abzeichnete.
"Na ja, sagen wir mal so. Wenn du dem Faden folgst, wirst du nicht nur Ariadne finden, sondern auch den Minotaurus. Die beiden haben ein langjähriges Verhältnis miteinander. Ariadne scheint auf sein animalisches Verhalten zu stehen. Die beiden scheinen wohl im Moment Spaß zu haben, wenn du verstehst, was ich damit meine?"
Ich brauchte nicht lange darüber nachdenken, was Ara mir damit sagen wollte. Fragte mich nur warum, dies teile ich Ara mit.
Sie lache, hob ihre Hände an, hielt sie etwa einen halben Meter auseinander.
"Man sagt, dass er sehr gut bestückt ist, außerdem kann er sehr gut zuhören, liegt vielleicht daran, dass er nicht reden kann. Ariadne umso mehr. Sie kann in einer Tour quasseln, ohne einen Punkt zu machen. Ach ja, Kommas kennt sie auch nicht. Man munkelt, dass sie nicht einmal Luft holen muss. Von daher ist er der richtige Partner für sie. Wir haben uns schon oft gefragt, warum sie nicht zusammenziehen. Kann aber auch sein, dass es ihm dann doch zu sehr auf die Nerven geht.
Also denk dran, wenn du einen Faden findest, steig rüber. Solltest du ihn doch einmal zerreißen, such die Enden und mach einen Knoten rein!"
Ich schüttelte meinen Kopf, wollte keine Meinung mehr darüber abgeben. Ich gab es endgültig auf mich über was zu wundern. Meine Welt hatte sich innerhalb weniger Tage radikal verändert, sich auf den Kopf gestellt. Ich beschloss, um nicht verrückt zu werden, alles hinzunehmen, wie es war.
Wir gingen weiter, und als wir abbogen, ...