Die Augen der Medusa
Datum: 17.06.2025,
Kategorien:
Sonstige,
... kenne mich damit nicht aus!", antwortete ich ihr ehrlich, was sie nicht durchgehen ließ. "Dann sag mir bitte, wie du es gerne magst. Längere Haare, oder kürzer?"
"Kann ich nicht sagen, kommt auf den Typ an. Einigen steht dieser, den anderen ein anderer Schnitt, eine andere Länge. Aber darüber musst du dir sicher keine Gedanken machen!" Der letzte Satz war mir herausgerutscht, hatte sich von alleine formuliert, dabei waren mir zeitgenössische Abbildungen von Medusa in den Sinn gekommen.
"Was meinst du damit?", stieß Meddi aus, wobei ein gewisser gespannter Unterton zu erkennen war. Es klang verärgert, als wenn man ihr was an den Kopf geworfen hätte.
Ich druckste herum, biss mir selber auf die Zunge, hätte mich am liebsten selber geohrfeigt. Doch dafür war es zu spät, ich hätte vorher meine vorlaute Klappe halten sollen.
"Na, die Sache mit dem Schlagenhaaren!", formulierte ich und wartete auf gespannt auf die folgende Reaktion.
Zu meiner Überraschung war sie weniger intensiv als erwartet.
"Ach das, du hast ein falsches Bild von mir. Ich werde es dir beweisen!"
Das schleifende Geräusch kam auf mich zu, bis es vor meiner Liege verstummte. Ich zuckte leicht zusammen, als eine schlanke Hand mit ebensolchen Fingern nach einer meiner Hände griff und sie von mir weg führte.
"Fühl selber, sind das Schlangen?"
Über die Bedeutung ihrer Frage hatte ich noch nicht nachgedacht, als ich unter meiner Handfläche dichte Haare spürte. Es bestand kein Zweifel daran, ...
... dass es sich nicht nach Schlangen anfühlte.
"Ganz normale Haare, nichts anderes. Die Bilder, die du vor Augen hast, die über mich in Umlauf gebracht wurden, sind falsch. Ich habe keine Zähne wie die Hauer von Ebern, keine verzerrte Fratze, wie behauptet wird.
Ist doch logisch. Sage mir wer eine lebensechte Zeichnung von mir anfertigen soll. Welcher Maler, welcher Bildhauer kann mir ins Gesicht sehen, um danach eine Kopie davon herzustellen?
Alleine meine Schwestern wären dazu in der Lage. Doch sie werden es nicht tun! Wozu auch?" Eins verstand ich jetzt nicht mehr und fragte danach, während meine Hand über ihren Schopf strich.
"Wenn du nicht so schrecklich aussiehst, wie behauptet wird, wie kommt es dann, dass alle Menschen zu Stein werden, die dir ins Gesicht sehen?"
Meddi entzog sich mir, ging anscheinend auf den Platz zurück, den sie zuvor eingenommen hatte.
"Nicht ich alleine habe diese Eigenschaft, meine Schwestern ebenfalls. Es sind nicht unsere Gesichter, die diesen Effekt hervorrufen, sondern unsere Augen. Schaue in sie und du wirst dich selber erkennen, wirst vor Schrecken erstarrten. Sie sind der Spiegel deiner selbst. Gut, ein wenig Magie gehört auch noch dazu, dafür hat Athene gesorgt. Sie half nicht nur dabei, dass mein vermeintlicher Kopf von der Schulter fiel, sie sorgte erst dafür, dass ich überhaupt zu dem wurde, was ich bin. Vor langer Zeit erwischte sie mich in ihrem Tempel beim scheinbaren Liebespiel mit Poseidon. Ich kann dir jedoch sagen, ...