Der Reigen
Datum: 27.06.2025,
Kategorien:
Kunst,
... Lächeln hat als Antwort genügt. Und sie ist gekommen. Pünktlich auf die Minute.
Sie haben sich geküßt. Einmal, zweimal, dann hat er ihre Brüste berührt, ihr die Schürze geöffnet, dann die Dirndlbluse. In zwei Minuten ist sie splitternackt im Heu gelegen. Ihre Nippel sind sofort steinhart geworden.
Er hat ihr zwischen die Schenkel gegriffen, hat die Feuchtigkeit gespürt. Unglaublich geil ist er geworden. Und dann hat er sie genommen. Hart und direkt, Sex ohne Liebe.
Du träumst ja, Junger Herr!", reißt ihn der Ehegatte abrupt aus seinen erotischen Erinnerungen.
Das Mädchen läuft weiter bis zum Heuschober. Es weiß, daß die Herren auf der Terrasse sie sehen können, wenn sie in ihre Richtung schauen. Sie fürchtet sich vor dem Gewitter, darum läuft sie so schnell sie kann ohne auf die Zuschauer zu achten.
Ein Blitz zerreißt dem bleigrauen Himmel. Die Nackte in der Wiese ist für einen kurzen Augenblick wie von einem Scheinwerfer beleuchtet. Gleich darauf folgt der Donnerschlag.
"Mein Gott, welche Grazie!", meint der Graf anerkennend.
Ein Wolkenbruch zwingt die Herren ins Haus.
***
Sie setzen sich zu viert an einen gemütlichen Ecktisch, heilfroh nicht weiter von schützenden Haus weggegangen zu sein.
"Wie sie wissen sind sich Arthur Schnitzler und Olga Waissnix, Wirtin im Thalhof, 1886 im Südtiroler Kurort Meran das erste Mal begegnet." beginnt der Dichter zu erzählen. "Diese unglückliche aber süße Liebe hat Schnitzler in seinen Briefen meisterhaft zum ...
... Ausdruck gebracht. Hört doch!"
Er beginnt vorzulesen:
'Vernünftig, das heißt bei mir wahnsinnig ... Könnten Sie mir nicht ein paar Zellen schreiben, die glückselig machen -- einen, den die Trennung von Ihnen halb närrisch macht?" So oder ähnlich hat Arthur Schnitzler, in mehr als hundert Briefen, die "wunderbare" Olga Waissnix, Freundin seiner "Jünglingsjahre", bestürmt. Doch wieder und wieder weist sie ihn ab: "Ich wäre solcher Leidenschaft nicht fähig ... Kennen Sie das Wort meschugge?"'
"Ja, das ist aus dem berühmten Briefwechsel, 'Liebe, die starb vor der Zeit', wenn ich es recht behalten habe.", erweist sich der Graf als Kenner.
"Ganz richtig, Graf!", liest der Dichter weiter: 'Noch auf der Höhe seines Ruhms, als er, ein Mittfünfziger, seine Memoiren schrieb, findet sich der Arzt und Dichter Schnitzler, in diesem Briefwechsel "am ungetrübtesten" gezeichnet. Überaus sorgsam hat er ihn dann wohlgeordnet für die "brave Nachwelt" bewahrt -- und so ist er ihr 1970 zugänglich gemacht worden: Unter dem Titel "Liebe, die starb vor der Zeit" ist der Briefwechsel erschienen, eine delikate Lektüre und mehr als das: "Vieles, wenn nicht alles" über die "Naturgeschichte des Genies" (Vorwort-Autor Hans Weigel)*.'
"Na bitte!", ist der Graf stolz. "Hab auch alles Mögliche von und über Schnitzler gelesen für diese Premiere. Man will ja Hintergrundinformationen haben, damit man sich in den Dichter hineinversetzen kann."
Der Dichter setzt seinen Bericht fort:
"Seit er in ...