1. Der Reigen


    Datum: 27.06.2025, Kategorien: Kunst,

    ... Meran dies "Abenteuer meines Lebens" angesponnen hatte, glaubte Arthur Schnitzler, den "Duft von Ewigkeit" zu spüren. Olga, Gattin eines Hoteliers, in dessen "Thalhof" die Creme der k. u. k. Gesellschaft verkehrte, schien ihm die Verkörperung des Musischen par excellence. Als Olga, enthusiasmiert von der Lektüre, das Manuskript seines Einakters "Episode" eigenhändig in Schönschrift kopierte, glaubte der Dr. med. Schnitzler, erstmals in seiner Schriftsteller-Karriere, "daß ich's kann"'
    
    "Wahre Liebe!", wirft der Ehegatte ein. "Bei Künstlern geht die durch die Anerkennung für das Werk, nicht durch das Herz!"
    
    "Hört weiter, jetzt wird's erst dramatisch!", fällt ihm der Dichter ins Wort: 'Doch eine "heilige Angst vor Demütigungen" läßt die Hoteliersgattin mit "Brosamen" der Liebe vorliebnehmen, wo sie doch -- "ja, ja, ja mal 1 000 000" -- allzugern sich "satt" gegessen hätte; denn Ehemann Waissnix weiß alles. Er reagiert mit Tränen und Nervenkrisen, vor allem mit Hausverboten und Duell-Drohungen an "Herrn Dr. Leutnant Schnitzler".'
    
    "Ja, das Duell, Leutnant Gustl, die Monarchie, tempi passati", seufzt der Graf.
    
    Im "Reigen" der geneigteren Helenen, Lolotten und Mizzis bleibt "Madame" Waissnix für Schnitzler so die einzige, die den Schriftsteller niemals vom Liebhaber zum Geliebten avancieren läßt. Nie verwunden, wird die "ewige Vergeblichkeit" von Schnitzlers Liebesmüh aber auch zum immer neu variierten Thema seiner psychologisch feinsten Erzählungen und Bühnenstücke. ...
    ... Schnitzler: "Zuerst war die Natur, dann kam die Novelle."
    
    "So geht's mir auch!", grinst der Dichter. "Man stelle sich vor Olga hier nackt auf der Wiese! Undenkbar!"
    
    "Aber wir hätten ein paar unsterbliche Werke der Weltliteratur weniger!", stellt der Ehegatte fest. "Schnitzler und Olga hier auf der Wiese beim Sex. Oder im Heuschober wie manche von uns!", zwinkert er dem Jungen Herrn zu.
    
    'Ein elegant dekadentes Geschöpf, so recht nach Schnitzler-Gusto, melancholisch, doch ironisch, und kokett, doch fast anrührend demütig, hat sich Olga Waissnix denn auch in ihren "Wischen" an den "Stimmungsfex" selbst beschrieben. Da scherzt und klagt sie zugleich über ihre Schwäche für "Flirtation", da spottet und schwärmt sie über ihre "geliebten" Parfums, schildert sie sich im Sommerkleid auf Streifzügen durch herbstliche Wälder, "eskortiert" von Erzherzögen, Baronen und Bankiers, die sie heimlich durchs Fernrohr "adorieren". Wohlgezielt träumt sie von versäumten Sünden als "Sklavin" statt Herrin ihres "verwöhnten Lieblings".'
    
    "Doch eine andere Zeit!", sinniert der Graf.
    
    '"Gänzlich ohne Pose" mag freilich auch der nicht korrespondieren. Schnitzler erläutert ihr seine Psychologie eines "Blasirten" und dramatisiert seine Briefe mit kunstvollen Mißverständnissen. Als Olga Waissnix 1897 kaum 35jährig an der Schwindsucht stirbt, notiert der Schriftsteller: "Meine Erschütterung war geringer, als ich hätte denken müssen."'
    
    "'Es war, wie wenn Eleonora Duse sagt: oh –!', schreibt Peter ...