1. §1300 Und Was Danach Geschah


    Datum: 03.07.2025, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    §1300 und was danach geschah
    
    Anwältin, noch dazuStaatsanwältin, nicht mehr wirklich jung (das genaue Alter verrate ich nicht), mehr als eine graue Strähne, die die Eitelkeit beleidigt, noch dazu ziemlich auffallend in meinem ansonsten tiefschwarzen Haar, die aber der Stolz (eine andere Form der Eitelkeit) verbietet zu färben; gleiches geltend für die Falten im Gesicht, die ich mich weigere zuzuspachteln wie viele meiner Altersgenossinnen, besonders die, die wieder auf Männerfang sind; eine Figur, die man früher als vollschlank bezeichnet hätte, als das noch politisch korrekt war - also: wer will so eine Frau noch haben?
    
    Mein Mann wollte nicht mehr, der erfolgreiche Herr Fachanwalt für Wirtschafts- und Steuerrecht mit eigener Kanzlei, der hat sich eine junge Referendarin geangelt, halb so alt wie er. Bei der hat sein Schwanz jetzt ein unbegrenztes Ein- und Ausreisevisum. Ich selbst hatte ihn nie betrogen, kein einziges Mal in all den Jahren, schön blöd von mir, rückblickend gesehen. Aspiranten hatte es schon gegeben, und keine schlechten -- früher, als ich noch richtig knackig war. Immerhin war die Scheidung einigermaßen glimpflich verlaufen. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass er mich auch in einem jahrelangen Rechtstreit nicht kleinkriegen könnte, und dass es vorteilhafter für ihn war, eine schnelle, einvernehmliche Einigung zu erzielen, auch wenn dafür auch er Kompromisse machen musste, die er eigentlich nicht machen wollte.
    
    Also wieder solo. Die ...
    ... Partnerbörsen im Internet? Ich hab sie ausprobiert, die für Akademiker, die für die gehobenen Kreise, die für die Normalos, sogar auf Tinder hab ich einen Ausflug gemacht. Die Männer, mit denen frau hätte Spaß haben können, die haben einen weiten Bogen um mich gemacht, stattdessen bin ich überflutet worden mit Antworten von Rentnern, die in einer Jahrzehnte jüngeren Frau offenbar eine bequeme Form der Zusatz-Pflegeversicherung gesehen haben. Zumindest auf Tinder war ich vorden Typen sicher -- aber stattdessen war da dann komplette Funkstille, zumindest für mich.
    
    Das Leben ist ungerecht, ich weiß es schon von Berufs wegen. Da hilft kein Anti-Diskrimininierungsgesetz, das verschafft einer Frau über 40 auch keinen einklagbaren Rechtstitel darauf, weiterhin angegraben zu werden.
    
    Und jetzt Rafael. Rafael Sommer, so hat er sich vorgestellt. Den hab ich auf ganz altmodische Weise kennen gelernt. Ich war im Theater -- ich gehe sonst nie ins Theater, auch wenn Sabine ständig meint, ich müsste, und wenn sie nicht beim Joggen mit dem Fuß umgeknickt wäre und mir ihre Karte nicht fast gewaltsam aufgedrängt hätte („ich kann doch nicht mit einem bandagierten Knöchel ins Theater humpeln, das geht doch nicht!" -- die eitle Sabine!), wäre ich auch jetzt nicht gegangen. Ich hätte mir zwar dieses Handke-Stück erspart -- grauenvoll! -- aber dann wäreer auch nicht zufällig neben mir gesessen.Zufällig --aber mal ehrlich: Wer rechnet schon damit, im Theater einen Theaterwissenschaftler zu treffen...? ...
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