§1300 Und Was Danach Geschah
Datum: 03.07.2025,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... Naja, jedenfalls hat er mich angemacht, und das im doppelten Sinn des Wortes. Und jetzt sitzen wir hier nebeneinander in einer Bar im Theaterviertel.
Dabei ist er mit Sicherheit mehr als nur ein paar Jahre jünger als ich -- er wird um die 30 sein, schätze ich, alle Umsitzenden machen sich wahrscheinlich so ihre Gedanken, warum der sich mit mir abgibt. Wäre der Altersunterschied anders herum, würde keiner auch nur einen Gedanken daran verschwenden, das wär normal. Aber wen schert's, was die denken, Hauptsache, ich habe meinen Spaß! Bis jetzt hab ich ihn. Mal sehen, wieviel noch kommt...
Worauf es ankommt, ist doch,dass er sich mit mir abgibt.
Dabei fing der Abend gar nicht gut an. Ich hatte keine Lust, hinzugehen, Theater interessiert mich nun mal nicht, da bin ich ganz anders als Sabine, in dieser Hinsicht hab ich sie nie verstanden. Mein Abendkleid ist schon ein paar Jahre alt und ich hatte Angst, ich könnte damit auffallen, so, nicht mehr nach der allerneuesten Mode gekleidet. Ich hätte am liebsten gekniffen, aber ich wusste, Sabine würde mich in den nächsten Tagen über alles ausfragen, und wenn sie dann gemerkt hätte, dass ich sie angeschwindelt und in Wirklichkeit ihre Karte hatte verfallen lassen, wäre sie ganz schön sauer gewesen. So viele gute, alte Freundinnen hab ich nicht mehr, da sollte ich's mir mit keiner verscherzen.
Außerdem war es eine fürchterliche Hetzerei. Ich musste viel früher als sonst aus dem Büro verschwinden, dann im ...
... Freitagabend-Berufsverkehr stadtauswärts, mich umziehen, wieder im Freitagabend-Shoppingverkehr in die Innenstadt zum Theater... Hätte Sabine die Karte nicht für Samstagabend kaufen können? Und dann auch noch dieses grässliche Stück! Vor der Pause war es am schlimmsten, ich wäre fast eingeschlafen, wenn die Schauspieler nicht so laut rumgeschrien hätten. Ob Sabine gewusst hatte, fürwas sie sich da eine Karte gekauft hatte? Manchmal ist sie etwas wahllos. Aber dann hat Rafael mich angesprochen, und von da an war ich hellwach. Vom Stück habe ich allerdings noch weniger mitbekommen wie vorher, obwohl er mir fachmännisch einiges über Handke erzählt hat -- aber auch er hat selbst zugegeben, dass er ihn grottenlangweilig findet.
„Eine reine Pflichtveranstaltung -- abersie haben sie zur Kür gemacht!"
Übrigens, was mein Kleid anging: ich war wirklich ewig lang nicht mehr im Theater gewesen -- die meisten waren in normaler Straßenkleidung drin (für eine Gerichtsverhandlung ziehen sich die Leute besser an), manche sogar in Jeans, Schlabbershirt und Turnschuhen. Ich war eher overdressed mit meinem langen Kleid. Rafael jedenfalls hatte einen eleganten Anzug an, vielleicht hat das zum positiven ersten Eindruck beigetragen. Und vielleicht bin ich doch noch nicht zu alt für das große Dekolleté. Zumindest hab ich was drin, um es zu rechtfertigen, es auszufüllen, im Gegensatz zu manchen der jungen Hühner. Bei mir gibt's wenigstens was zu sehen.
Rafael scheint ein ganz schön schräger Vogel zu sein. Bisher ...