§1300 Und Was Danach Geschah
Datum: 03.07.2025,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... hat noch jeder Mann die Flucht ergriffen, wenn ich ihm meinen Beruf genannt habe. Nein, eine Ausnahme gab es: der war vom Fach, selber Anwalt, und hat sofort versucht vorzufühlen, in wie weit ich für irgendwelche Absprachen offen wäre, wenn er mal einen Mandaten verteidigen würde, gegen den ich die Anklage vertrete. War dann ein vergeudeter Abend für uns beide, verlorene Liebesmüh'.
Aber Rafael hat nicht die Flucht ergriffen, allenfalls die Flucht nach vorn. Gleich nach dem Pausenvorhang. Aber eigentlich schon vorher, oder meint er etwa, ich hab seine taxierenden Blicke nicht bemerkt, auch wenn es im Zuschauerraum ziemlich schummrig war? Aber ansprechen konnte er mich natürlich erst in der Pause, was er auch getan hat. Und dann ist er ziemlich schnell dazu übergegangen, mit mir zu flirten. Die Pause war im Nu rum; wir hatten gar keine Zeit gehabt, uns ein Glas Sekt zu holen. Was ihm dann wiederum einen Aufhänger bot, mich nach der Vorstellung hier in diese Bar zu komplimentieren. Als regelmäßiger Theatergänger kennt er sich im Viertel aus.
„Haben sie heute Abend noch was vor?"
„Aber nein."
„Und morgen: habe sie da irgendwelchen wichtigen Termine?"
„Nein, das Gericht tagt nicht am Wochenende!"
„Nur für den Fall, dass sie dann total übermüdet sind..."
„Was haben sie denn mit mir vor?"
„Ich bin sehr..."
(Kunstpause. Was kommt jetzt? Hoffentlich keine plumpe Macho-Angeberei!)
„...beredt... Wenn ich ins Erzählen komme, dann kann das ...
... dauern."
(Puh! Nur dass er machomäßig grinst. Das ist aber ok.)
„Na, dann wollen wir mal hoffen, dass sie morgen auch keinen Termin haben. Wenn Männer lange was erzählen müssen, strengt sie das immer ganz besonders an..."
(Das war jetzt mal ein Konter. Wie in amerikanischen Gerichtsfilmen! Ihre Zeuge, Herr Verteidiger!)
„Mich nicht. Ich bin in Übung..."
(OK, zumindest scheint er's mir nicht übel genommen zu haben. Manchmal bin ich halt etwas spitz.)
Die Cocktails kommen.
(Was hat er da denn bestellt? Sieht ja völlig künstlich aus.)
„Darf ich sie einladen? Oder gilt das als Bestechung?"
„Nein, §334 StGB findet da keine Anwendung. Das heißt, solange sie keine Amtshandlung als Gegenleistung von mir erwarten."
„Nein, an einerAmtshandlung bin ich bei ihnen nicht interessiert."
(Er grinst ganz schön frech. Aber irgendwie nett...)
„Dann nehme ich gern an."
„Also Prost..."
„Prost!"
„Sie sehen schon, ich kenne mich in Rechtssachen nicht gut aus. Offen gestanden, hat mich Jura nie interessiert. Ist das schlimm für sie?"
(Schmeckt doch ganz gut, was er da bestellt hat. Meine Befürchtung, dass es genauso süß schmecken würde wie es aussieht, hat sich nicht bestätigt. Hat er gut erkannt, dass ich keine „Süße" bin.)
„Offen gestanden, interessiere ich mich nicht besonders für Theater. Können sie mir das nachsehen?"
„Immerhin haben wir uns im Theater kennengelernt."
„Was besser ist, als vor Gericht!"
„Da war ich noch nie. Sie sind auch die erste ...