1. Marie und Tom - Teil 02 / Kapitel 06


    Datum: 13.06.2019, Kategorien: Selbstbefriedigung / Spielzeug

    Kapitel 6
    
    Seit Marie und Tom die ersten Tage unterwegs sind, eilt Sonja, wie jeden Morgen, zu ihrem Briefkasten. Sie zittert immer ein wenig, wenn sie den kleinen Schlüssel einsteckt und das Türchen öffnet. In den letzten Tagen hat sie dem kleinen Kasten dann leider immer nur das Übliche entnommen, Werbung, die ein oder andere Rechnung und selten etwas Erfreuliches. Heute darf sie neben der üblichen Post, sowohl einen Brief von Marie als auch einen weiteren von Tom entnehmen. Sie strahlt vor Vorfreude und findet es fast Verschwendung an einem Tag von beiden beglückt zu werden. Welchen soll sie zuerst öffnen? Sie weiß es nicht und geht schnell zurück ins Haus, wo ihr Kaffee noch auf dem Tisch steht und ihr nur eine halbe Stunde bleibt, bevor sie ihr Café öffnen muss.
    
    Toms Brief ist deutlich dünner, als der von Marie, ihre Adresse ist mit schwungvoller Schrift geschrieben, als Absender steht nur: „Tom -- auf der Donau unterwegs". Marie hat die Adresse dagegen in ihrer eher zarten Handschrift, die so gar nicht zu der jungen, dynamischen Frau passen will, fein und fast kalligraphisch aufs Couvert gebracht. Auf der Rückseite steht einfach: „von Marie". Sonja nimmt den Brief von Tom und macht ihn sorgsam auf.
    
    „Liebe Sonja,
    
    nun sind es schon fünf Tage, seit wir uns am Seeufer verabschiedet haben und doch ist es erst der Anfang dieser langen Reise, die uns immer weiter von dir weg bringen wird. Es ist seltsam, ich habe alles, was das Herz begehren kann, die Freiheit auf ...
    ... Reisen zu sein, große Ziele und erste, kleine Teilerfolge und ich habe eine junge Frau an meiner Seite, die mich führt -- und das meine nicht nur in Sachen Kanufahren. Und dennoch ist da eine klitzekleine, unerfüllte Sehnsucht...
    
    Obwohl ich mich bei der Abfahrt nicht getraut habe, mich noch einmal nach dir umzudrehen, sehe ich dich mit traurigem Blick am Ufer stehen und uns nachschauen, wie wir mit den Kanus auf dem See davon paddeln. Oder hast du dich doch lieber abgewandt und bist eilig in dein Haus zurück gerannt?
    
    Ich habe darüber nicht mit Marie gesprochen, aber ich weiß, dass sie dich auch vermisst. Du bist sehr wichtig für uns, wir lieben dich alle beide.
    
    Marie schreibt schon etwas länger als ich und mit irrsinnigem Tempo. Sie wird dir alles schildern, was wir bisher erlebt haben, das brauche ich nicht auch zu tun. Nur soviel von meiner Seite: Es ist nicht leicht mit dieser jungen Sportlerin mitzuhalten. Der erste Tag war in Ordnung, weil wir die erste Nacht noch am Seeufer verbringen wollten, aber dann wurde es immer anstrengender. Aber wir haben bereits mehrfach erleben dürfen, was ich auf nahezu allen meinen bisherigen Reisen als Geschenk bekam: Gastfreundschaft. Die Menschen können so selbstlos und nett zueinander sein. Es ist eine Freude.
    
    Ich weiß nicht, ob Marie Sorgen hatte, ob das klappen würde, ohne Geld durch zu kommen und wir sind noch lange nicht am Ziel, niemand kann sagen, ob es so gut weitergehen wird, aber ich habe gestern einen Tag gearbeitet ...
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