Zugabe!
Datum: 05.10.2018,
Kategorien:
BDSM
... es eine gewisse Ordnungsliebe, um den Überblick zu behalten. Natürlich hätte er sie auch längst auf eine Festplatte übertragen oder besser noch in die „Cloud" verlagern und dadurch meterweise Stellfläche sparen können, aber wozu hatte er schließlich ein großes Wohnzimmer? Überdies schätzte er in seiner Freizeit das Hantieren mit echten Gegenständen, da er bei seiner Arbeit bereits hinreichend mit überwiegend rein virtuellen Werten zu tun hatte. Und wer weiß, womöglich waren digitale Besitztümer im Rechenzentrum irgendeines Providers letztlich genauso volatil wie der vermeintliche Reichtum auf einem Depotkonto?
Unschlüssig strich er mit dem Zeigefinger über die aufgereihten CDs. Mozart? War ihm jetzt zu gefällig. Beethoven? Immer gut, aber in letzter Zeit zu häufig gehört. Für Bach war er auch nicht in Stimmung, Schubert, Brahms, Mahler, Strauss, Wagner, Schostakowitsch... Sein Finger blieb bei Schostakowitsch hängen. Ja, da gab es einige Musikstücke, auf die er jetzt Lust hatte und die mit ihrer vitalen Dynamik und komplexen Rhythmik nicht nur bei ihm gut ankämen. Er warf einen Blick auf Helena, die sich wie ein übergroßes Mobile um ihre Aufhängung drehte, und lächelte maliziös.
Er legte die CD ein und beugte sich dann zu dem unscheinbaren Kasten herunter, dessen utilitaristisches Design so gar nicht zu der gediegenen Eleganz der anderen HiFi-Komponenten passen wollte. Die Eingangsseite des Geräts war mit der Musikanlage verbunden, von seinen drei Ausgängen ...
... schlängelten sich je ein rotes und schwarzes Kabel über den Parkettboden hin zu Helena, wo sie mit Anschlüssen an ihrem Keuschheitsgürtel und den Klemmen an ihren Brustwarzen verbunden waren. Dank der Elektroden an ihren intimsten Körperregionen konnte sie an seinem Musikgenuss teilhaben, auch wenn sie diese Teilhabe nicht unbedingt zu schätzen wusste.
Dabei handelte er nicht aus reinem Eigennutz. Wie viele andere Subs laborierte auch Helena an einer passiven Variante des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms. Soll heißen, sie litt unter der Zwangsvorstellung, dass ihr zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt würde. Wenn Hagen sich am Wochenende nach einer nervenaufreibenden Woche im Haifischbecken der Hochfinanz bei klassischer Musik entspannen wollte und keine Lust auf weitere Kommunikation hatte, fühlte sie sich ausgeschlossen und zurückgesetzt. Jetzt band er sie in seine Freizeitgestaltung ein, widmete ihr seine - zugegebenermaßen nicht ungeteilte -- Aufmerksamkeit, und dennoch zeigte sie sich wenig dankbar. Dabei hätte sie wenigstens würdigen müssen, dass er Klassik und Jazz der von ihr präferierten Techno-Musik mit ihren hämmernden Beats vorzog, aber leider konnte sie selbst dieser Hinweis nicht besänftigen. Nun ja, zum Ausgleich würde er später ihren Keuschheitsgürtel aufschließen und Wiedergutmachung leisten.
Ein charakteristisches, elektronisches Piepsen hallte durch den Raum, als Hagen mehrfach den Taster drückte, mit dem die Ausgangsspannung des Reizstromgeräts stufenweise erhöht ...