1. Wiedersehen mit Stefanie


    Datum: 21.06.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... Ferne.
    
    Das Schweigen wird für mich langsam erträglicher. Es ist nicht mehr erdrückend, aber mir wäre es nach wie vor lieber, wir hätten was zu quatschen. Da sage ich: "Du hast gesagt, daß du im Büro gerade mächtig Stress hast ..." Sie läßt sich Zeit mit der Antwort. Zieht noch einmal an der Zigarette und sagt dann: "Naja, Klaus gibt mir gerade so richtige Scheiß-Arbeiten und er hat die Kollegin zu mir an den Platz gesetzt, die ich in der ganzen Abteilung am wenigsten leiden kann. Ich glaub, er will mich jetzt aus der Abteilung rausekeln."
    
    Hier fallen mir jetzt wieder die Details unserer Trennung ein: Sie hat etwas mit ihrem Chef angefangen. Ich habe bis heute nicht kapiert, was sie an ihm findet. Klar, er verdient mehr Geld, fährt einen größeren Wagen und hat die besseren Karrierechancen. Aber er kommt mir doch reichlich blaß vor. So als Mensch. Und Mann. Mir steigt die Wut wieder hoch, daß sie mich einfach für so einen Schnösel hat sitzen lassen. Ich frage: "Und, war‘s das wert? Hat er dich dann auch wenigstens besser befriedigt als ich?"
    
    Die Frage ist kaum draußen, da könnte ich mich auch schon ohrfeigen, daß ich sie gestellt habe. Das ist doch wirklich der Klassiker für den beleidigten Mann. Der unter Minderwertigkeitskomplexen leidet, weil andere Männer nun mal auch einen Schwanz haben und damit Frauen vögeln können. Ich merke, daß ich doch mehr getrunken habe, als ich in dieser Situation vertrage.
    
    Ich atme einmal tief durch und sage: "Tschuldigung. Das ist ...
    ... mir gerade so rausgerutscht. Ich habe wohl ein wenig zu viel getrunken. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, daß ich ..." Während ich spreche habe ich meinen Blick zu ihr gewandt. Ich erwarte, daß ihr Gesicht doch ein wenig Häme zeigt, daß ich so unkontrolliert meine Hosen heruntergelassen und meine Verletzlichkeit bewiesen habe. Doch sie schaut weiterhin in die Ferne. Sie nimmt einen tiefen Zug an der Zigarette, hält für ein paar Augenblicke den Rauch in den Lungen während sie in die Weite schaut. Dann bläst sie den Rauch aus spitzem Mund. Ich schaue auf mein Glas, das schon ziemlich leer ist. Ich setze an und leere es auf einen Zug. Das war heute das letzte. Während ich das Glas auf die Seite stelle sagt sie leise: "Im Bett bist du besser als Klaus."
    
    Überrascht sehe ich wieder zu ihr. Sie hält den Blick weiter in die Ferne. Regungslos. Nach ein paar Augenblicken wende ich meinen Blick ab und schaue runter zum Parkplatz.
    
    Meine Gedanken sind plötzlich unsortiert. Die Erinnerungen kommen wieder stärker zurück. An den Sex mit ihr. Gleichzeitig ärgert es mich, daß ich so unkontrolliert ihr eine Schwachstelle angeboten und es ihrer Großzügigkeit überlassen habe, sie nicht auszunutzen. Und dazu bin ich von ihrer Antwort noch beeindruckt. So wenig es mich gerade noch interessiert hat, so gut hört es sich doch an. Ich hatte sie nie gefragt, ob es ihr denn gefallen hat. Aber ich habe immer aufgepaßt, ob sie einen Orgasmus gekriegt hat. Das war mir wichtiger als eine Antwort ...
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