1. Argonauta Kapitel 08-11


    Datum: 01.07.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Vielleicht waren die Kochkünste der Anruferin derart schlecht, dass ihr Mann sich lieber in einer Kneipe ein ordentliches Essen gegönnt und dabei die Zeit vergessen hatte.
    
    „Sie müssen den Bürgern helfen! Dann tun Sie gefälligst Ihre Pflicht und helfen mir, meinen geliebten Donald zu finden", sagte Lydia bestimmt.
    
    „Wie ich Ihnen bereits sagte, Ma'am, müssen wir zunächst einen Tag lang warten, ehe wir eine Vermisstenanzeige aufnehmen können."
    
    „Aber dann könnte es doch schon viel zu spät sein!", schimpfte Lydia laut.
    
    „Hören Sie", sagte Blackthorne, „ich verstehe, dass Sie besorgt sind. Aber ich kann Ihnen leider nicht helfen, wenn es nicht klare Anzeichen dafür gibt, dass Ihr Mann in ernsthafter Gefahr schwebt oder Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte. Wir müssen wirklich bis morgen warten, bis wir weitere Schritte unternehmen können."
    
    „Bitte, helfen Sie mir doch!", flehte Lydia einem Heulkrampf nahe.
    
    „Okay, Mrs Singer, so war doch Ihr Name, richtig? Leidet Ihr Mann vielleicht unter irgendeiner chronischen Erkrankung. Diabetes vielleicht? Irgendetwas, das es rechtfertigen würde, nach ihm auch ohne den konkreten Verdacht auf eine Straftat zu suchen?"
    
    „Nein, mein Donald ist kerngesund. Na ja, ein bisschen Arthritis vielleicht und er braucht eine Lesebrille. Die üblichen Leiden des Alters. Aber ansonsten ist mein Mann topfit."
    
    „Dann fürchte ich, dass ich nicht viel für Sie tun kann, Ma'am. Wenn Ihr Mann bis morgen nicht wieder aufgetaucht ist, ...
    ... können Sie noch einmal anrufen."
    
    „Bitte, Constable Blackthorne. Ich glaube wirklich, dass Donald etwas zugestoßen sein muss. Er ist ein sehr gewissenhafter Mann und würde niemals das Sonntagsessen verpassen. Wissen Sie, unsere Tochter ist extra aus Sydney angereist, um uns unseren zukünftigen Schwiegersohn vorzustellen. Donald hätte das nie im Leben einfach so verpasst. Bitte, helfen Sie mir."
    
    Blackthorne seufzte auf. „Na schön", sagte sie resignierend. Sie wusste schon in diesem Augenblick, dass sie das noch bereuen würde. Sie würde zum Gespött auf dem ganzen Revier werden. Sie hörte schon, wie ihre Kollegen gackerten: Ernsthaft? Du nimmst eine Vermisstenanzeige auf, ohne jeden hinreichenden Anfangsverdacht? Warum? Weil die Stimme einer alten Frau am Telefon so mitleiderregend geklungen hat?
    
    „Hören Sie, ich kann im Moment noch keine offizielle Vermisstenanzeige aufnehmen", sagte Annie. „Aber wenn Sie mir Ihre Adresse geben, kann ich nach Dienstende bei Ihnen vorbei schauen und Sie erzählen mir ganz genau, was passiert ist und geben mir eine Personenbeschreibung, okay?"
    
    „O ... okay", stammelte Lydia erleichtert auf, „haben Sie vielen Dank, Constable Blackthorne."
    
    Annie zog eine Augenbraue hoch. Das würde sie vermutlich noch tief bereuen. Sie lehnte sich wirklich weit aus dem Fenster. „Also gut", sagte die junge Polizistin, „ich bin in ... einer Stunde bei Ihnen, ja? Könnten Sie mir eventuell bis dahin ein möglichst aktuelles Foto von Ihrem Mann heraussuchen? Und ...
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