1. Die Galamex-Saga - Teil 02


    Datum: 16.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... Ornella
    
    Das Shuttle nach Crow Town war bis auf den letzten Platz belegt. Ich sass neben einem fetten, schwitzenden Mann, der nach billigem Rasierwasser roch und genüsslich eine Tüte Süsskram vertilgte. Der Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich dabei um einen Handelsvertreter. Zu meiner Erleichterung war er zu sehr mit einem Spiel auf seinem ComPad beschäftigt, um mir Beachtung zu schenken. Ich schloss die Augen und döste vor mich hin. Mein Kopf pochte immer noch leicht von dem Kater unseres jüngsten Saufgelages. Glücklicherweise hatten sowohl Commander Donovan als auch mein direkter Vorgesetzter Joao Da Silva meiner Bitte zugestimmt, sofort einen zweiwöchigen Urlaub anzutreten. Es war wohl beiden aufgefallen, dass meine Leistung in den letzten Wochen etwas nachgelassen hatte. Ich konnte sie daher mit Leichtigkeit davon überzeugen, dass ich überarbeitet war und dass ein Urlaub meinerseits für den reibungslosen Betrieb der Flugleitstelle unerlässlich war. Anschliessend hatte ich den nächstbesten Flug nach Crow Town gebucht und meine Sachen gepackt.
    
    Ich hatte überlegt, ob ich Cygnus meinen Besuch ankündigen sollte, mich dann aber dagegen entschieden -- ich wollte ihn überraschen. Ich war mir sicher, dass er sich darüber freuen würde.
    
    Der Mann neben mir grunzte, stiess mich mit dem Ellbogen an, und als ich meine Augen öffnete, bot er mir seine Tüte an.
    
    "Lakritze?"
    
    Ich winkte freundlich ab. In mir stieg Übelkeit auf. Er kehrte zu seinem Spiel zurück, während ...
    ... ich ein Schmerzmittel aus meiner Tasche hervorholte und mit einem Schluck Wasser herunterspülte. Der Flug nach Crow Town würde rund eine Stunde dauern. Zeit genug, um ein Nickerchen zu machen -- und vielleicht die Kopfschmerzen loszuwerden.
    
    Ich stieg als letzte aus und folgte der Menschenmenge. Offenbar lag der Landeplatz nicht allzu weit von einem Bahnhof entfernt, über dem die Schienen einer Magnetschwebebahn ragten. Ich wusste, dass Cygnus auf seinem Grundstück lebte und dort inzwischen eine grössere Siedlung entstanden war. Er hatte mir jedoch nichts über eine Schwebebahn erzählt. Ich ging zum Informationsschalter.
    
    "Entschuldigen sie", sprach ich den jungen Mann hinter der Scheibe an. "Können sie mir sagen, wohin die Bahn führt?"
    
    "Äh -- " er blickte mich verdutzt an. "Nach Ornellas Beauty. Mit Zwischenhalt in der Altstadt und Endstation am Cooperation Tower.
    
    "Bitte was?! Was haben sie gesagt, wie heisst die Ortschaft?"
    
    "Äh, Ornellas Beauty, Ma'am."
    
    Also hatte ich mich nicht verhört. Die Ortschaft hiess tatsächlich so wie ich. Das konnte ja nur auf Cygnus' Mist gewachsen sein! Ich fragte mich, was er sich dabei gedacht hatte, seine Siedlung nach mir zu benennen. Falls er mir damit schmeicheln wollte, hatte er sich gründlich getäuscht!
    
    "Wo bekomme ich einen Fahrschein?", fragte ich brüsk.
    
    "Äh, die Fahrt ist kostenlos, Ma'am."
    
    Meine Augen verengten sich. "Sie wollen mich veralbern."
    
    "Äh, nein, Ma'am. Öffentliche Transportmittel von, nach sowie ...
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