1. Die Galamex-Saga - Teil 02


    Datum: 16.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... innerhalb von Ornellas Beauty sind allesamt kostenfrei. Die nächste Bahn fährt in fünf Minuten ab, Ma'am. Falls sie nicht 40 Minuten warten möchten, sollten sie sich beeilen."
    
    Ich bestieg die Magnetschwebebahn und suchte nach einem freien Platz. Es war kurz vor Mittag, und die meisten Abteile waren voll belegt. Ich lief den Mittelgang entlang und bemerkte, dass mich viele Leute anstarrten, als sei ich ein Fabelwesen -- ein Einhorn. Aus irgendeinem Grund erinnerten mich ihre Blicke an meine erste Begegnung mit Cygnus. Ich fand endlich ein Abteil, in dem nur eine alte Frau sass. Sie starrte mich genauso merkwürdig an wie die anderen. Ich überlegte, einfach weiterzugehen. Doch dann erschien auf ihrem Gesicht ein warmes Lächeln. Sie deutete auf den Platz ihr gegenüber.
    
    "Setzen sie sich, mein Engel! Die Bahn fährt gleich ab!"
    
    Die Begrüssung war zwar äusserst seltsam, aber sie wirkte nicht beunruhigend. Vielleicht waren es einfach die Eigenheiten einer alten Frau. Zudem wirkte ihr Gesicht freundlich.
    
    "Danke." Ich setzte mich just in dem Moment hin, als die Bahn anfuhr und rasant beschleunigte. Ich blickte aus dem Fenster auf die tristen Gebäude von Crow Town, die immer schneller an uns vorbeiglitten. Kurze Zeit später erreichten wir den Stadtrand. Die Landschaft entsprach nun eher meinen Vorstellungen des Planeten: Desolate rostrote Ebenen, karg und leblos. Doch dann, wie aus dem Nichts, tauchte ein Wald auf. Unter und gleich neben der Bahn war dieser so grün wie ich ...
    ... ihn aus Bildern und einigen spärlichen Besuchen in irdischen Parks kannte. Doch etwas weiter entfernt schimmerte es silbern, so weit das Auge reichte. Der Anblick war magisch.
    
    "Sind das die berühmten Eisenbäume?", fragte ich meine Mitfahrerin beeindruckt.
    
    "Oh, ja, mein Engel! Sie sind Cygnus' Geschenk an Galamex."
    
    Das sie mich erneut mit 'Engel' ansprach, war entnervend. Doch ich war viel zu fasziniert von der Aussicht, um mir weiter Gedanken darüber zu machen. Vor allem auch, weil sich der Farbton der weiter entfernten Bäume allmählich änderte, von silber zu grün. Die Eichenbäume erstreckten sich bis zum Horizont.
    
    "Wundervoll", hauchte ich.
    
    "Ja!" pflichtete mir die alte Frau glucksend bei. "Cygnus erschafft hier ein wahres Paradies für uns!"
    
    Ich wandte den Blick vom Schauspiel ab und schaute sie neugierig an.
    
    "Kennen sie Cygnus Montichiari persönlich?"
    
    "Ich bin ihm nur ein einziges Mal begegnet", antwortete sie verstohlen. "Damals, als er mich als Logistikerin eingestellt hat. Er hat es gar nicht gerne, wenn man ihn mit 'Herr Montichiari' anspricht. Ein liebenswerter Mann! So ein liebenswerter Mann!" Sie seufzte und sprach leise zu sich selbst. "Hach, wenn ich doch nur jünger wäre."
    
    Die Frau schien ihn regelrecht zu verehren. Ich wollte sie weiter ausfragen, doch sie deutete aus dem Fenster. "Schauen sie, mein Engel. Schauen sie."
    
    Die Wälder waren verschwunden, ersetzt von weiten Weizenfeldern und -- grünen Wiesen, auf denen Apfel- und Birnenbäume ...
«12...181920...49»