1. Der Fernfahrer 04


    Datum: 19.08.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... ich, und sagte dann zum Familienvater:
    
    "Ich hoffe, daß mein Werkzeug paßt."
    
    "Ich glaube," mischte sich die Frau ein, "daß Sie damit keine Schwierigkeiten haben. Soweit ich es beurteilen kann, paßt ihr Werkzeug."
    
    Eine Äußerung, die durch ihr süffisantes Lächeln und durch die Tatsache, daß ihr Blick ganz offen auf einer bestimmten Stelle meiner Hose ruhte, eine ganz andere Bedeutung bekam und die mich fast augenblicklich seltsam unruhig werden ließ.
    
    "Eins zu eins," gab ich zurück, wobei ich mit gleicher Münze zurückzahlte und meinen Blick -fast schon provokativ in seiner Direktheit- dorthin fallen ließ, wo sich die Beine der Frau trafen. Abrupt drehte ich mich dann aber um, hin zu dem auf mich wartenden Mann. Dreißig Minuten später war der ganze Fall ausgestanden und das Ersatzrad befand sich an Ort und Stelle.
    
    "Sie müssen auf jeden Fall versuchen, im nächsten Ort ihren Reifen raparieren zu lassen," riet ich, "sonst stehen sie beim nächsten Platten ohne Reservereifen da. Oft ist es gerade so, daß man sich den nächsten Reifen platt fährt, wenn gerade der Reservereifen aufgezogen ist.
    
    "Danke für den Rat, aber ich habe auch schon gedacht, daß es besser ist, wieder alles in Ordnung zu haben. Doch kommen Sie, der Kaffee wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen."
    
    Ich hörte die Frau im Bus, aus dem aus einer offenstehenden Tür Kaffeeduft wehte, hantieren.
    
    "Wenn Sie sich die Hände waschen wollen? Unser Bad steht Ihnen zur Verfügung," wies der Mann ...
    ... einladend mit der Hand auf den Eingang.
    
    "Danke, das Angebot nehme ich gern an."
    
    Höflich, wie ich nun mal bin, klopfte ich an, bevor ich das rollende Haus betrat.
    
    "Kommen Sie ruhig herein," hörte ich die volle Altstimme, "ich habe gehört, was mein Mann gesagt hat."
    
    Ich betrat das Haus auf Rädern und sah mich um. Geld müßte man haben. Richtig Geld. Dann könnte man sich auch so etwas leisten. Damit hätte ich, obwohl wirtschaftlich nun wirklich nicht mehr minderbemittelt, beim besten Willen nicht konkurrieren können.
    
    Die Frau sah meine bewundernden Blicke und zeigte mir auf meine Bitte hin, die Aufteilung und die Einrichtung ihres Wohnmobils. Ich muß zugeben, daß ich beeindruckt war. Gediegene Eleganz sprach aus allem, was ich zu sehen bekam. Eine feine Sache, die die beiden sich da angeschafft hatten.
    
    Vorne war ein großes Wohnabteil eingebaut worden. Es nahm die gesamte Breite des Busses ein und war ca. drei Meter lang. Es war alles vorhanden, um sich einen gemütlichen Abend zu machen. Fahrer- und Beifahrersitze konnten gedreht werden und waren Teil der Einrichtung.
    
    Unmittelbar an eine quer zur Fahrzeuglängsachse aufgestellte Couch schlossen sich rechts und links des weiter nach hinten führenden Ganges gelegene Kinderzimmer an. Diese "Zimmer" waren eigentlich nicht mehr, als durch Holzwände abgetrennte Schlafkojen. Die Einrichtung bestand aus jeweils einem Bett und aus je zwei rechts und links davon eingepaßten, schmalen Schränken. So ähnlich sah auch meine ...
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