Brüste an die Küste
Datum: 04.11.2018,
Kategorien:
CMNF
... See, in der ich damals schon als Kind gebadet hatte. Und so dachte ich wieder an unser Haus und die anderen Mädchen.
Nachdenklich ging ich wieder zurück.
„Immer noch kein Strom, kein Wasser, kein Telefon,“ begrüßte uns Louisa, „aber der Grill glüht schon.“
Wir gingen auf die Terrasse. Dann machte ich mit Nike einen Rundgang um die beiden Häuser. Bei unseren sah eigentlich alles gut aus. Wir hatten eine abgerissene Dachrinne und die kaputte Fernsehantenne. Das andere Haus war allerdings unbewohnbar. Große Teile des Daches waren verschwunden. In dem Elternzimmer stand Wasser. Nike überlegte noch, ob es in dem Haus noch etwas Nützliches zu retten gab. Aber ihr fiel nichts ein und den Besuch im Haus verschoben wir auf später.
Wir hatten Hunger. Und ich war enorm durstig. Weil der Toilettengang im Moment etwas kompliziert war, hatten wir uns beim Trinken alle ein wenig zurückgehalten. Wiebke hatte Gläser besorgt und verteilte Mineralwasser. Wir leerten auf Ex. Zur Not konnte man ja bei etwas beruhigterem Wetter wieder in die Büsche gehen.
Wir legten Fleisch auf und endlich roch es wieder appetitlich nach Essen. Es war morgens um halb sechs, eine ungewöhnliche Grillzeit. Aber wir freuten uns darauf. Ehrlich gesagt, uns fiel auch keine andere Möglichkeit ein.
Der Kühlschrank hatte so tapfer wie unser Dach durchgehalten. Julia beugte sich hinab und zierte die Küche mit ihrem Anblick. Früher hätten wir wohl alle in so einer Situation auf einen Rest an Privatsphäre ...
... Wert gelegt. Jetzt war es uns egal. Es war uns egal, was es zu sehen gab. Auch Wiebke verhielt sich nicht anders, obwohl sie uns noch am wenigsten kannte. Aber diese Nächte hatten uns zusammengeschweißt, wir waren enge Freundinnen geworden. So schauten wir Julia genussvoll zu, was sie auch bemerkte. Kein Gedanke daran, dass es sie stören könnte. Manchmal kamen in diesen Situationen aber dann doch Kommentare wie „hübsche Möse“ oder Ähnliches. Wir nahmen alles mit Humor und waren tatsächlich durchgenackt. Den Sturm hatten wir gut überstanden, uns war bewusst, dass es alles hätte schlimmer kommen können; es war ein Gefühl wie bei Beethoven.
Dann verteilte ich Bier. Wir hatten keinen Platz dafür im Kühlschrank gehabt, aber es war immerhin trinkbar. Wir ploppten, stießen an und leerten wieder auf ex. Noch nie hatte ich mich so sehr nach einem Bier gesehnt. Damit roch das Grillfleisch noch einmal so gut.
Endlich, endlich gab es etwas Vernünftiges zu essen.
Einer unser acht Gartenstühle blieb verschwunden. Aber es reichte für uns. Wir tranken, aßen und ließen es uns gut gehen, alberten herum. Nachdem wir gesehen hatten, was alles passiert war, waren wir glücklich, euphorisch, alles so gut überstanden zu haben. Schlagartig wurde mir bewusst, wie viel Glück wir gehabt hatten.
Dann stand plötzlich mein Vater bei uns auf der Terrasse. Er sah sofort, dass es uns gut ging, seine angespannten Gesichtszüge erhellten sich; er nahm sich den letzten Stuhl und setzte sich zu uns. Ich ...