1. Langes Wochenende


    Datum: 30.08.2019, Kategorien: Romantisch

    ... möchte, dass du uns verstehst", beschwöre ich ihn.
    
    "Muss ich das?"
    
    "Es ist mir wichtig."
    
    "Jetzt auf einmal."
    
    "Nun komm schon", fordere ich ihn auf. "Kannst du mich nicht ein klein wenig verstehen?"
    
    "Dann erklär halt, wenn es dir so wichtig ist", lenkt Werner ein.
    
    Dabei dreht er sich um und geht zurück ins Wohnzimmer. Ich stelle unsere Taschen ab und wir folgen ihm. Werner hat es sich auf der Couch bequem gemacht. In herausfordernder Haltung sitzt er da. Mein Sohn wirkt angriffslustig. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Ich setze mich ihm gegenüber in einen Sessel und ziehe Anna auf meinen Schoß. Auch wenn diese Geste etwas gewagt sein könnte, will ich ihm doch klarmachen, dass Anna zu mir gehört und mir das ernst ist.
    
    "Anna wollte dich besuchen. Du warst schon weg und ich war gerade dabei, meine Sachen für einen Segeltörn zu packen. Es war eine spontane Idee von mir. Dass du nicht da warst, war für Anna ein Problem. Sie wusste nicht wohin", beginne ich meine Erklärungen.
    
    "Wir hatten nichts ausgemacht", stellt Werner klar.
    
    "Das war kein Vorwurf. Anna wollte etwas unternehmen und hat dabei an dich gedacht. Es war ein Versuch", erkläre ich weiter. "Ins Heim konnte sie nicht zurück, weil sie sich abgemeldet hatte und Freundin, zu der sie gehen kann, gibt es auch keine."
    
    "Dann hast du sie einfach mit zum Segeln genommen?"
    
    "Was hätte ich denn tun sollen?", halte ich dagegen. "Ich bin nicht der Mensch, der einfach geht und keine Rücksicht ...
    ... nimmt."
    
    "Von mir aus", hält Werner dagegen. "Aber sie mitnehmen heißt nicht gleich ein Paar werden."
    
    "Das war doch nicht geplant. Wir haben uns ineinander verliebt", stelle ich klar.
    
    "Mein Vater und meine Mitschülerin?", fährt mich Werner an. "Hast du an den Altersunterschied gedacht? Sie könnte deine Tochter sein."
    
    "Natürlich habe ich daran gedacht. Ich habe auch versucht, mich gegen meine Gefühle zu wehren."
    
    "Lange gekämpft hast du anscheinend nicht."
    
    "Ich brauche etwas zu trinken", unterbreche ich. "Wollt ihr auch etwas?"
    
    "Was nimmst du?", erkundigt sich Werner.
    
    "Ein Glas Wein?", schlage ich vor.
    
    "Von mir aus", stimmt mein Sohn zu.
    
    "Ja bitte", antwortet auch Anna.
    
    Ich eile in den Keller und hole eine Flasche Rotwein. Als ich in der Küche die Flasche öffne, höre ich, wie Anna und Werner im Wohnzimmer miteinander reden. Ich schleiche mich an, um zu hören, was sie sagen.
    
    "Er könnte dein Vater sein!", sagt Werner vorwurfsvoll.
    
    "Ich weiß", gibt Anna zu. "Glaubst du, mir ist das nicht bewusst?"
    
    "Jetzt sag mir nicht, du hast dich in ihn verliebt. Was willst du von dem alten Vogel?"
    
    Werner scheint wirklich verärgert zu sein. Bei der Betitelung muss ich mich zurückhalten, ihn nicht zu tadeln. Solch abfällige Äußerungen sind sonst nicht seine Art.
    
    "Dein Vater ist ein ganz wunderbarer Mann und ich an deiner Stelle würde froh sein, wenn ich so einen Vater hätte", hält Anna dagegen.
    
    "Du wärst mit jedem Vater zufrieden", kontert Werner.
    
    Es ...