Langes Wochenende
Datum: 30.08.2019,
Kategorien:
Romantisch
... entsteht eine angespannte Ruhe. Plötzlich höre ich jemanden weinen. Es muss Anna sein. Die taktlose Vorhaltung von Werner war auch für sie zu viel.
"Entschuldige, so war das nicht gemeint", höre ich Werner betreten sagen.
"Ich hätte dich nie für so gemein gehalten", schnieft Anna. "Gerade du, wo du ja auch deine Mutter verloren hast, solltest mehr Feingefühl besitzen. Ich bin enttäuscht von dir, maßlos enttäuscht."
"Verdammt Anna, es war nicht so gemeint", versichert Werner.
Doch Anna kommt zu mir in die Küche gerannt. Sie lässt sich in meine Arme fallen und beginnt zu weinen. Werners Vorwurf hat sie schwer getroffen. Ich gebe ihr die Zeit, sich wieder zu sammeln.
"Komm, wir müssen uns der Situation stellen", sage ich.
Dabei hebe ich sie hoch und trage sie ins Wohnzimmer zurück. Ich setze mich wieder in meinen Sessel und behalte Anna auf meinem Schoß.
"Hol die Flasche und die Gläser, die ich auf den Küchentisch gestellt habe", fordere ich Werner auf. Mein Ton ist ...
... tadelnd.
Wie ein geprügelter Hund eilt er ohne zu murren in die Küche und bringt das Gewünschte. Er schenkt sogar ein und setzt sich dann wieder hin.
"Ich war wohl ungerecht", gibt er kleinlaut zu.
"Sehr ungerecht und unfair dazu", antworte ich vorwurfsvoll.
"Scheiße Mann, warum ausgerechnet Anna! Jede andere könntest du haben, das würde mir nichts ausmachen", antwortet Werner.
"Was ist bei Anna anders?", frage ich. Ich frage, obwohl ich mir die Antwort denken kann.
"Sie ist die einzige in der Klasse, die in Ordnung ist."
"In Ordnung?", bohre ich nach.
"Ich mag sie."
"Ich mag dich auch", mischt sich wieder Anna ein. "Aber verliebt habe ich mich in deinen Vater. Das ist einfach so gekommen."
Werner schaut sie nachdenklich an. Anna hält seinem Blick stand. Langsam kehrt ihr Selbstbewusstsein zurück.
"Anna zieht bei uns ein?", will Werner wissen.
"Ja!", antworte ich.
"Bei dir im Zimmer?"
"Wo sonst."
"Und du liebst sie?"
"Ja, das tue ich", versichere ich.
Ende