Emilias Metamorphosen - 8: Der Valentinstag
Datum: 10.09.2019,
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Erstes Mal
... Priester und Diener des Herren und seine ganze Liebe ging in eben diesen auf. Eben – seine ganze Liebe … und ihr blieb davon nichts mehr, blieb immer mehr an Bitterkeit in ihrem Geschmack zurück. Und nach der Bitterkeit sodann sogar … ein Nichts! Und das gesteigert durch die Gewissheit, dass die Mädchen schon längst in einem Alter waren, um flügge zu sein, das Nest der Familie zu verlassen und an die Gründung einer eigenen Familie zu denken.
Jene Gedanken waren es wohl gewesen, welche sich in Magdalenas sehnsuchtsvoll verträumten Blick nach außen projiziert hatten, da sie sich in eben diesem Moment so vollkommen sicher war, dass ihre Erstgeborene auf einem Scheideweg zu wandeln schien. Ihr Mann hatte solch eine sich abzeichnende Wandlung natürlich nicht erkannt, weltfremd wie er durch die Gegend vor sich hin träumte und predigte. Ja – und am liebsten predigte er ja stets von der Liebe. Was für ein Hohn, hätte sie ihm manchmal am liebsten ins Gesicht geschrien. Wovon sprichst du denn! Mach doch endlich deine Augen auf und erkenne, dass du hier in unserer Familie es doch wahrlich nicht geschafft hast, Liebe zu verbreiten. Und mich zu lieben – sie konnte dazu nur den Kopf verächtlich schütteln. Drei Kinder zu zeugen, das war nicht Liebe. Und wenn sie es sehr zynisch und noch erboster formuliert hätte – dann war es ja fast eine wahrlich unglaubliche Trefferquote, dass sie fast bei jedem Stelldichein der beiden Ehepartner auch sofort schwanger geworden war.
Aber ...
... Magdalena wollte trotz allem in eben jenem Moment und diesem Abend auch nicht als Spielverderberin auftreten, selbst wenn in ihr alle Alarmglocken rot und laut schrillten. Ihre Tochter strahlte etwas aus, das Bilder und Bände sprach. Das war bereits die ganz besonders wohl gewählte und verführerisch neckende Kleidung, mit der sie sehr wohl ein ganz klares Signal zu setzen wusste, dass sie sich attraktiv und umschwärmt fühlte. Das Strahlen, das von innen heraus die Augen so besonders leuchten ließen und das Herz schneller schlagen – die feinen Striche entlang der Lippen, der Lidschatten. Nichts davon aufdringlich oder ganz besonders anders als sonst, aber es fiel auf. Ein Kleid mit einem etwas gewagteren Dekolleté, als es sich vielleicht ziemte, kurz auch noch – natürlich nicht zu kurz, aber …
Sie als Mutter wusste schon die Signale zu deuten, die da gesendet wurden, selbst wenn sie diese ganz anders empfangen musste, als jener, für den sie wohl am ehesten gedacht waren. Und dass sie bald, sehr bald sogar mit ihrer Tochter ein ernstes Gespräch führen musste, war ihr spätestens in diesen Minuten der Verabschiedung sonnenklar geworden.
Emilia hatte aber längst die Episode mit ihrer Mutter vergessen, als sie bei Richard eingehängt ins Lokal eintrat. Anerkennende Blicke und zustimmendes Nicken schlug ihr wie eine freundliche Welle als Willkommensgruß der Gäste entgegen, aber sie hatte dafür noch gar keine Augen und auch keinen Sinn. Dass die meisten Blicke von Männern ...