1. "Linus" Kapitel 2


    Datum: 07.11.2018, Kategorien: An– und Ausgezogen,

    ... verschwunden und tat, als lese er darin. Nichts hätte verraten können, was Linus gerade getan hatte. Auf den Roman konnte er sich allerdings nicht mehr konzentrieren. Nach ein paar Minuten wünschte er eine gute Nacht und verschwand in seinem Zimmer. Als er im Bett lag, kreisten seine Gedanken ununterbrochen um das, was er gerade gelesen hatte. Natürlich konnte es sein, dass das einfach ein Teil einer Geschichte war, die Christina gerade schrieb. Aber irgendetwas sagte Linus, dass das nicht der Fall war. Es klang für ihn viel eher, wie eine Aufforderung. Als ob Christina genau gewusst hatte, dass Linus den Text finden würde und diese Worte an ihn gerichtet hatte. Es passte ja auch zu gut zu dem, was er am vergangenen Morgen erlebt hatte. Andererseits hatte sie ja schon mindestens eine Geschichte mit ihm als Protagonisten geschrieben, vielleicht war sie bloß selbst von der Situation im Badezimmer und der einseitigen Nacktheit inspiriert worden.
    
    So viel Linus auch hin und her überlegte, er kam einfach zu keinem Ergebnis. 'Jede Nacht würde er am gleichen Platz die nächste Anweisung finden', hatte sie geschrieben. Meinte sie damit den Laptop? Musste er jede Nacht nachsehen, was in dem Laptop für eine Aufgabe für ihn wartete? Und von was für einer Belohnung hatte sie gesprochen, die er sich selbst im Traum nicht ausmalen konnte?
    
    Obwohl die Gedanken in Linus Kopf rasten, zollte bald der anstrengende Tag seinen Tribut und er fiel in einen tiefen Schlaf. Er träumte davon, wie er ...
    ... unter der Dusche stand und darauf wartete, dass irgendetwas passierte, aber nichts geschah. Dann hatte er plötzlich alle Aufgaben seiner Tante erfüllt und Christina präsentierte ihm seine Belohnung, einen riesigen Schatz. Aber er leuchtete so hell, dass er gar nicht richtig sehen konnte, was es überhaupt war.
    
    Als Linus die Augen aufschlug dauerte es einen Moment, bis er verstanden hatte, dass das helle Leuchten nicht von einem Schatz kam, sondern von der Sonne, die ihm wärmend ins Gesicht schien. Sofort war er hellwach. Jetzt war es gleich soweit. Linus wusste eigentlich gar nicht, warum er so aufgeregt war. Was sollte schon groß passieren, wenn er tatsächlich die Tür offen ließ. Seine Tante hatte ihn vor zwei Tagen mit ausgewachsener Erektion unter der Dusche gesehen, viel peinlicher konnte es ja nicht werden. Es war wohl einfach die Ungewissheit, was als nächstes passierte. Es war zwar seine Entscheidung, den Schlüssel umzudrehen, oder nicht, aber in dem Moment, in dem er es nicht tat, gab er die Kontrolle völlig ab.
    
    Er hatte immer noch keine Entscheidung getroffen, als er sich ein Handtuch um die Hüfte band und ins Badezimmer ging. Er schloss die Tür hinter sich und seine Hand fuhr an den Schlüssel. Er hatte genau zwei Optionen.
    
    In diesem Moment war er sich sicher, dass alles völliger Quatsch war. Christina hätte unmöglich damit rechnen können, dass er in ihrem Laptop stöberte und den gelöschten Text aufrief. Völliger Quatsch. Er drehte den Schlüssel um.
    
    Linus ...
«12...567...»