Therapie
Datum: 03.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
... der Therapie habe ich mich so sehr gefreut, dass ich jetzt beschlossen habe, auch mein anderes Problem zu lösen. Auf genau die gleiche Art. Wo also gibt es Männer, von denen man sich nackt bekrabbeln lassen kann?
Ich habe alle Zeitungen und das Internet durchsucht, aber nichts Passendes gefunden. Es soll doch diskret sein. Schließlich sitze ich hier jeden 2. Tag am Hauptschalter unserer Landesbank. Puff erschien mir zu weit unten und für Swingerclub war Erfahrung gefragt, also Fehlanzeige. Außerdem will ich ja nicht gleich meine Haut zu Markte tragen. Nein!
Auf den Anfang der Therapie kann ich gerne verzichten. Videos Ansehen finde ich überflüssig und im Käfig beobachten kann ich die Männer ja hier in der Bank schon jeden Tag. Mir von einem Mann auf der Hand herumlaufen zu lassen, scheint mir auch nicht so zielführend. Also dann lieber gleich, die Endphase, die mir schon bei den Mäusen so großen Spaß gemacht hatte.
Ich bin nämlich auf eine Werbeanzeige im Kulturteil einer Illustrierten gestoßen:
„
Umstrittenes Kunst-Event in der Wiener Hofburg
Die Ausstellung „Nackt in der Kunst“ will offenbar das sehr dürftige Interesse des Publikums durch eine sehr zweifelhafte Aktion aufbessern:
Mutigen Besuchern, welche die Ausstellung nackt genießen wollen, wird das Eintrittsgeld erlassen. Die Garderobe kann gleich am Eingang sicher hinterlegt werden.
Man ist gespannt, ob diese Aktion…blah, blah…“
Es folgen weitere Kommentare.
Na, das isses doch! Auf nach ...
... Wien! Da kennt mich keiner und die Leute aus meiner Bank haben mit Kunst nicht viel am Hut. Das beweist schon hinlänglich der geschmacklose Ölschinken im Eingangsbereich. Ein Bär und ein Bulle, die in Dollars wühlen.
Gedacht, getan. Ich bin in Wien. Die Hofburg kann man ja da durchaus finden.
In der Eingangshalle, am Empfangstresen und rundherum kann ich niemanden erblicken, der oder die da nackt herumlaufen würde. Fehlanzeige. Bin ich hier richtig?
Ich frage bei dem älteren Herrn am Tresen nach.
Der sagt mir, dass das zwar richtig sei, mit der Eintrittsfreiheit, aber ich sei bisher die Einzige, die nachgefragt hätte, dass das Angebot aber weiterhin bestünde. „Olso bittscheen, wannens woin…?“
Na so was! Will ich wirklich?
Doch dann fällt mir ein, dass die Mäuse in meiner Therapie ja auch nicht nackt waren, sondern weiße und graue Pelze trugen.
Na klar. Dann sind die Leute hier eben jetzt meine Pelzmäuse.
Außer Hosenanzug, Slip und Schuhen habe ich nichts an, der Rest ist im Hotel. Die Schuhe bleiben dran, aber der Anzug samt Slip landet auf dem Tresen.
Ich suche die Richtung zum Eingang der Ausstellung, da sind ja doch Leute drin.
Also los jetzt, Augen zu und durch!
Dass es nicht sehr sinnvoll ist, die Augen in einer Kunstausstellung geschlossen zu halten, merke ich spätestens, als ich über ein Absperrseil stolpere, und mit dem Gesicht zwischen zwei harten Bronze-Oberschenkeln lande.
Als sich die Augen wieder offne, entpuppt sich das harte ...