1. Die Assistenz


    Datum: 08.10.2019, Kategorien: Romantisch

    ... Jahren."
    
    Enya zuckt mit den Schultern. Auch sie kann Ablenkung vermutlich gut gebrauchen, denkt aber gleichzeitig auch an die vermutlich in den nächsten Monaten knappen Finanzmittel. Doch hier springt Karin ein: "Super Idee. Ich war in München noch nie im Zoo. Wir gehen da morgen hin."
    
    Ich freue mich schon auf einen entspannten Tag nur für mich, als ich von Frank höre: "Kommt Frank mit?"
    
    Ich schaue ihn perplex an und bevor ich etwas sagen kann, kommt mir Enya zuvor: "Ich glaube, dass wir Frank schon ordentlich auf den Keks gehen. Ich glaube nicht, dass er mitkommt."
    
    Ich schaue jetzt zu Enya: "Ihr geht mir nicht auf den Keks. Es ist schön, dass ihr hier seid. Und daher komme ich auch gerne mit in den Zoo, wenn es auch für Dich ok ist." Ich lächle sie an. Das Spiel kann ich auch.
    
    Enya seufzt: "Klar kannst du mitkommen."
    
    Nachdem die Küche Klarschiff ist, gehen die Sands nach unten und Karin folgt ihnen. Ich gehe in mein Wohnzimmer, nehme mir einen Wein und schaue in den Garten.
    
    Die letzten Tage waren auch für mich anstrengend. Das Haus ist auf einmal voller Leute, auch wenn sie versuchen, mir etwas aus dem Weg zu gehen, aber andererseits hat Enya mit einer - bis jetzt - schmutzigen Trennung zu kämpfen. Und wenn es ihnen hilft, dass ich ein wenig Normalität mit einbringe, dann ist das für mich ok.
    
    Es klopft am Türrahmen und ich lasse vor Schreck fast mein Weinglas fallen.
    
    "Darf ich dich noch einmal stören?", fragt Enya vorsichtig.
    
    Ich winke sie zu ...
    ... mir: "Wein?"
    
    Sie lächelt und nickt: "Danke, gerne."
    
    Nachdem ich ihr das Glas gereicht habe, schauen wir eine Weile schweigend in den vom Wohnzimmer heraus angeleuchteten Garten, bis Enya die Ruhe unterbricht: "Ich habe überhaupt noch nicht Danke gesagt. Was du in den letzten Tagen alles für uns getan hast und das du uns und besonders auch mir so unter die Arme greifst. Ich will das verstehen. So viel Wärme habe ich seit ... seit langem nicht mehr gehabt."
    
    Ich sehe, dass ihr wieder die Tränen laufen. Ich möchte nicht wissen, wie lange sie diese Fassade vor mir, den Kindern, vor allen, aufrecht gehalten hat. Jetzt, wo der Schlussstrich gezogen ist, fällt das alles von ihr ab. Ich stehe auf und hole eine Taschentuchbox aus dem Arbeitszimmer.
    
    "Danke", seufzt sie und sagt dann leise: "Und jetzt heule ich schon wieder ... und meine Klappe kann ich auch nicht halten."
    
    Sie weint wieder und ich knie mich vor sie: "Hör mal Enya", fange ich an und nehme eine ihrer Hände in meine: "Es ist völlig ok, sich einmal fallen zu lassen. Du warst so lange so stark. Hast eine Fassade aufgebaut, vor uns, vor den Kindern, vermutlich auch vor deiner Mutter. Die ist jetzt nicht mehr notwendig. Deine Kinder stehen zu dir, die bist hier erst einmal sicher und kannst in Ruhe nach vorne schauen. Und wenn ich dir irgendwie dabei helfen kann oder du einfach nur eine Schulter zum Ausheulen brauchst, dann sag es mir bitte. Ich bin ein Mann, Subtext funktioniert da nicht immer."
    
    Sie schnieft ...
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