Die Assistenz
Datum: 08.10.2019,
Kategorien:
Romantisch
... unsere Erwartungshaltung klarstellen. Wir wohnen bei dir, und ich denke, dass wir uns mögen. Ob das Freundschaft oder mehr ist, das müssten wir vielleicht noch klären oder auch erarbeiten, aber nicht jedes Wort, was einer von uns ausspeichert, muss direkt auf eine Goldwaage gelegt werden. Ich denke, dass wir über diesen Punkt hinaus sind, oder?"
Ich schaue sie weiter perplex an: "Äh ...", fange ich an und schließe den Mund wieder. Dann fange ich erneut an und antworte mit einer tief schürfenden Eloquenz: "Ok."
Ich hätte den Kellner küssen können, der gerade mit unserem Essen an den Tisch kommt. Das gibt mir weitere 30 Sekunden Zeit, meine Antwort zu konkretisieren. Enya hat irgendeine Saite in mir zum Schwingen gebracht. Was ist das mit uns? Freundschaft, Freundschaft Plus, Liebe, Nebeneinander her leben? Gute Frage. Das Letzte schließe ich einmal aus. Nur Freundschaft? Bin ich mir nicht sicher, Freundschaft Plus halte ich für ein Konzept für Studenten, die ab und zu Befriedigung brauchen. Dafür habe ich zwei gesunde Hände. Also Freundschaft oder Liebe. Scheiße. Ich schaue Enya an, die sich noch mit dem Kellner unterhält. Sie hat Pasta bestellt und hätte gerne noch ein wenig Parmesan extra.
Sie sieht heute wunderschön aus. Die Augen dezent geschminkt, ein wenig Rouge, ein blaues Kleid mit einem nicht ganz züchtigen Dekolleté, aber genug versteckt, dass die Sinne angeregt werden. Ihre frauliche Figur habe ich bereits unterwegs ausreichend bewundern können. Ich ...
... müsste ja mit dem Klammerbeutel gepudert werden, wenn ich Enya nicht attraktiv finden würde. Aber ist es das alleine?
"Einen Penny für Deine Gedanken?", werde ich aus meinen Überlegungen gerissen. Wieder schaue ich wohl etwas blöde aus der Wäsche und Enya grinst mich an: "Dann fange ich mal an: Vor knapp acht Monaten komme ich in einen Raum mit einem Mann, der im ersten Augenblick so gar nicht meinem Idealtyp entsprach. Natürlich war mein Mann dieser Idealtyp. Und dann, in den ersten Wochen musste ich feststellen, dass mein Boss mich mehr zum Lachen bringt als mein Mann in 17 Jahren Beziehung. So richtig geknickt war ich dann, als du in den Urlaub gefahren bist. Ja, auch ich habe dich vermisst. Natürlich habe ich die Kinder, aber Du hast mir bei allem geholfen. Der Trennung, Umzug, Wohnung, Anwalt, die Laptops. Ich wusste gar nicht, wie ich das alles Verarbeiten kann, und wie das mit der Rückzahlung aussieht. Dann kam unser Urlaub und ich habe lange und oft mit meiner Mutter über uns gesprochen. So richtig wusste ich noch nicht, was ich wollte. Aber gestern Abend ist mein Herz explodiert, als du von gemeinsamen Weihnachten gesprochen hast. Ich mag dich, du introvertierter, nervöser, leicht übergewichtiger, aber total süßer Kerl. So. Jetzt ist es raus. Jetzt solltest du auch genug Zeit zum Nachdenken gehabt haben. Also?" Sie lächelt mich nervös an. Sie hat ihre Karten offen auf den Tisch gelegt und hofft, dass ich nicht passe.
Ich lege meine Hand auf ihre: "Ich formuliere es ...