Doppel
Datum: 09.11.2018,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... das nennt. Also, er schläft auch mit anderen Frauen. Und Männern."
„Wow ... und damit kommst du zurecht?"
„Mal besser und mal schlechter. Ich hoffe ja immer noch, dass es bei ihm anders wird, verstehst du? Dass er wirklich nur noch mit mir zusammen sein will."
Ich fühlte die Verzweiflung, die dahinterstand. Die Angst, ihn früher oder später doch zu verlieren. Zum ersten Mal seit langem konnte ich den ganzen Subtext lesen. Merkte, dass Gerrit gar nicht falsch gelegen hatte, als er meinte, unser „Draht" konnte wieder angeregt werden, wenn entsprechend stimuliert.
„Ich wünsche dir wirklich, dass es so kommt", holte ich sie zusätzlich verbal ab.
Sie sah mich dankbar an. Ja, wir fühlten uns in diesem Moment wahrscheinlich näher als seit Jahren.
„Danke. Also ... soll ich ihm sagen, dass es für dich eher nicht infrage kommt? Also, du dein erstes Mal sicher nicht während so einer Aktion erleben willst?"
„Das stimmt schon ... irgendwie."
„Irgendwie?"
„Nun ... es wäre ja mit dir."
Die Welle von Zuneigung und Vertrauen, die jetzt über mir zusammen schwappte, war stärker als alles andere, was ich jemals von ihr empfangen hatte. Kam vermutlich gleichzeitig von mir in ähnlicher Stärke bei ihr an.
„Ja. Aber nicht so", sagte sie leise und strich mir sanft über mein Gesicht. „Ich rede mit ihm."
„Tu das. Puh, jetzt brauche ich noch eine Kippe. Hab gerade welche geholt. Ich hoffe mal, die sind nicht auch durchnässt. Nee, alles gut. Willst du auch eine? Ich ...
... hätte außerdem noch Grass."
„Zigarette ja, Grass auf keinen Fall. Ich bin immer noch total breit. Ich hoffe, wir haben beide keine dicken Augen mehr, wenn Mama und Papa nachhause kommen. Oder ... möchtest du jetzt lieber alleine sein?"
„Nein, bleib ruhig hier. Wir haben uns schon so lange nicht mehr unterhalten. So, meine ich. So Sachen zu teilen wie früher, weißt du? Wo wir alles voneinander wussten."
„Ja, gerne. Du möchtest wissen, wie ich mit ihm zusammengekommen bin?"
„Meine Gedanken kannst du offenbar immer noch lesen."
Sie lachte leise, zündete sich die angebotene Zigarette an, und fing an zu erzählen. Wir redeten tatsächlich, bis wir das Auto meiner Mutter die Auffahrt hochfahren hörten. Ich hatte ihr auch von der Aktion mit Flieger und Stevie erzählt.
Wie gut das tat, endlich mal mit jemandem darüber reden zu können. Nicht irgendjemandem, mit ihr. Das schien ihr ähnlich zu gehen, auch ihre Ängste und Sorgen, aber ebenso die glücklichen Momente, die sie mit Gerrit gehabt hatte, erzählen zu können.
Ich sah abends eigentlich öfter als Tabea mit meinen Eltern fern, aber an diesem Abend hatte ich keine Lust mehr. Meiner Mutter war sofort aufgefallen, dass wir anders miteinander umgingen. Sie fragte direkt nach, was unseren Zwillingsmodus zurückgebracht hatte.
Auf den Spruch reagierten wir automatisch mit genau dem, was sie damit meinte. Tauschten einen blitzschnellen Blick, in dem alles lag, wofür andere ein zehnminütiges Gespräch gebraucht hätten. ...