1. Dorfleben in der Prignitz


    Datum: 12.10.2019, Kategorien: Romantisch

    ... ihre reine Körperlichkeit und wurde zusätzlich mit anderen Werten und Vorstellungen, wie Freiheit, Vertrauen, Würde als Menschen und auch politischen verknüpft. Von den 68ern des 20sten Jahrhunderts hat sich in diesem Kontext der Satz "Wer zwei Mal mit derselben pennt gehört schon zum Establishment!" tradiert. In dieser Phase hatte ich dann selbstbewusst mit ihren diversen Spielarten experimentiert und meine vorläufigen Grenzen kennen gelernt. Es gibt nicht viel was ich damals nicht ausprobiert habe. Manches habe ich dann am nächsten Morgen mit schwerem Kopf und diesem - "Himmel, wer ist denn der Kerl in meinem Bett?!?!" oder "Wie bin ich denn hier gelandet?!?!" - aussortiert und in die Schublade - "Getestet und für Nicht-Meins befunden!" - gepackt.
    
    Als ich dann meinen Mann kennen lernte kamen eine neue Gefühlsebene und eine bis dato nicht gekannte Bindungssehnsucht hinzu. Gemeinsam haben wir dann an unserer Sexualität "geforscht und gearbeitet". Erlebte ich mit ihm das metaphysische Element der erstrebten inneren Vereinigung hinter der Physis unserer Zungenküssen, den zärtlichen Berührungen und Streicheln und dem hemmungslosen Ficken. Haben dann dem anderen unsere Erfahrungen und den daraus gefolgerten Erkenntnissen erst noch sehr zögerlich, aber mit zunehmender Dauer und Intensität unserer Liebe immer offener offenbart. Das herausgefunden, was uns beiden Erregung und Erfüllung beschert. Besuche in Sexshops und Pornokinos gehörten zu unserer Erlebniswelt genauso wie ...
    ... gelegentliche Besuche in Swinger Clubs. Mit ihm habe ich dann auch meine exhibitionistische Ader freigelegt und zu genießen gelernt. Diente ihm gerne als lüsternes obszönes Modell für seine Leidenschaft am Fotografieren und Filmen.
    
    Die Geburt unserer Söhne hat uns dann zwar emotional enger zusammen geschweißt, aber meinen Fokus von unserer Lust auf unsere "Nachzucht" verschoben. Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann muss ich mir eingestehen, dass ich ihn und mich in ihren Kinderjahren nur noch halbherzig befriedigt habe. Was sich mit der Zeit bei ihm wohl zu einem sexuellen Desinteresse an mir entwickelte. Unser eheliches Sexualleben war langsam aber scheinbar unaufhaltsam in den Keller gerutscht. Es fand so gut wie gar nicht mehr statt. Was auch an mir lag, denn immer häufiger ertappte ich mich dabei, dass mir andere Dinge wichtiger erschienen als mal wieder mit meinem Mann zu vögeln. Eine Erinnerung an meine Eltern schob sich in meinen Gedankenfluss. Wie hatten sie diese Phase für sich gemeistert? Ein warmes Gefühl durchströmte mich bei der Erinnerung an die harmonische Liebe, welche sie solange ich denken konnte ausstrahlten. An die kleinen wie zufälligen Gesten mit denen sie sich auch während meiner Kindheit und Jugend ihr lebendiges wechselseitiges Begehren signalisierten. Ihre Sexualität nie verleugneten, sie aber verantwortungsbewusst klar und eindeutig gegen mich abgrenzte. Sie zeigte mir mit erschreckender Klarheit auf, welchen Anteil ich an unserem Weg in die Sackgasse ...
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