1. Dorfleben in der Prignitz


    Datum: 12.10.2019, Kategorien: Romantisch

    ... hatte, in welche wir gesteuert hatten. Erst die Ereignisse des vergangenen Jahres haben mir vor Augen geführt wie sehr es auch meine Mitverantwortung war, dass wir diesen Tiefpunkt erreicht hatten. Ein Lächeln umspielte meinen Mund, als ich daran dachte wie gerade dieses unsere Ehe gerettet, wieder belebt und vertieft hat.
    
    Mir kamen einige Sätze aus Catherine Millet´s - "Eifersucht" - in Erinnerung: Aus "am Strand" - "`Der Abstand, den wir gegenüber den Ereignissen unseres vergangenen Lebens beziehen und der ihren Stellenwert verändert, das Hochkommen einzelner Elemente, die wir zur Zeit des Geschehens vernachlässigt haben, ihr inneren Zusammenhang, der damals unsichtbar war, die Bedeutung, die ihnen die Zeit verleiht, in die sie gehören ... , ihre Fremdheit schließlich, die uns den Menschen der wir waren, als einen anderen erscheinen lässt, all das trägt dazu bei, unser vergangenes Leben zu einem Traum werden zu lassen. Man sagt, die Zukunft schrumpfe zusammen, wenn man nicht mehr glaubt, sie sei ewig, doch die trüben Schleier der Gefühle und Empfindungen heben sich und bringen verkannte Bereiche der Vergangenheit ans Licht, und sie, die Vergangenheit, ist es, die sich jetzt zu öffnen scheint. Wir werden zum Leser eines Romans, dessen unbekannter Autor wir gewesen sind, und bevor das letzte Kapitel beginnt, kann dieser geschickte Autor uns einen Schlüssel liefern, mit dessen Hilfe wir plötzlich die über die ganze Erzählung verstreuten Hinweise miteinander verbinden ...
    ... können, und was bisher sinnlos schien, bekommt nun vielleicht eine Bedeutung. So können wir die Trauer und das Bedauern, die Sehnsucht und die Ängste, die das letzte Kapitel mit sich bringt, durch Freude hinauszögern, die Freude über das Erkennen eines drin verborgenen Sinns. ... Doch wie ich jetzt weiß, kann jeder, wenn ihm der Blick zurück nicht Angst macht, entdecken, dass seine Vergangenheit wirklich ein Roman ist, und auch wenn die voller schmerzlicher Episoden war, verbindet sich diese Entdeckung mit einem Glücksgefühl.´"
    
    Mein angstfreier Blick auf die Vergangenheit ließ mich erkennen welche Seiten meiner Sexualität in unserer Ehe, beinahe unmerklich, drohten verschüttet zu werden. Und wie ich heute weiß, betraf es ebenso auch Facetten der seinen. Wie sich das scheinbar Widersprüchliche dann doch harmonisch zusammenführen ließ. Und unserer Liebe, dieser inneren Verbindung, sowie der Ehe wieder ihren ursprünglichen Sinn und Ziel zurückgab.
    
    "Ach das wird toll. Kein Lärm, kein Stress. Nur Natur und nette Leute um uns herum." sagte er damals als er für die gesamte Familie beschloss in die brandenburgische Prignitz zu ziehen. Meine beiden Söhne und ich waren schon damals nicht sehr begeistert von Berlin in das kleine Kaff zu ziehen. In das alte Bauernhaus seiner verstorbenen Großeltern, erbaut aus rotem Backstein, mit kleinem Gehöft und großem Garten. Etwas abgeschieden am Ortsrand. Nur ein älteres Ehepaar wohnt in dem Haus neben uns in Richtung Dorf. Ein `Traum´ für jeden ...
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