1. Doro 01: Die Verhaftung


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... in einen matten, grünlichen Schimmer. Doro streckte sich auf der schmalen Metallpritsche aus und zog eine dünne, kratzige Decke über sich. Schlaf wollte nicht einkehren. Voller Sorgen lag sie auf dem Rücken und starrte ins Dämmerlicht.
    
    Irgendwann schreckte sie hoch, als zwei Beamte auftauchten. Sie weckten die beiden Prostituierten, verhandelten flüsternd und nahmen sie schließlich feixend mit. Auch sie kehrten nicht zurück.
    
    *
    
    Nach einer schlaflosen Nacht und einem Toilettengang voller Befangenheit, weil jede der Zellenbewohnerinnen ihr dabei zusehen konnte, wurde sie abgeholt und im fensterlosen Laderaum eines Transporters zusammen mit anderen Häftlingen zum Gericht gefahren. Weitere Stunden bangen Wartens in einer Zelle später führte man sie auf die Anklagebank in einem einschüchternd großen Verhandlungssaal.
    
    Doro war sich plötzlich peinlichst bewusst, welche unschöne Erscheinung sie abgab, ungewaschen und zerzaust, in den Klamotten, in denen sie übernachtet hatte. Mit diesem Äußeren würde es nicht leicht fallen zu erklären, dass sie eine harmlose Touristin war, die nur eine Sehenswürdigkeit besuchen wollte. Falls sie sich überhaupt würde verständlich machen können. Denn sie entdeckte niemanden, der Anzeichen zeigte, ihre Sprache zu verstehen.
    
    Dem Beispiel der Anwesenden folgend erhob sie sich, als ein Herr in schwarzer Robe eintrat und auf dem erhöhten Richterstuhl Platz nahm. Nach einer einführenden Rede wandte er sich an Doro.
    
    „Wollen Sie vor dem ...
    ... Gericht zu den Vorwürfen Stellung nehmen?"
    
    Doro blinzelte verwirrt, während die Worte zu ihr durchdrangen.
    
    „Sie sprechen Deutsch", platzte es aus ihr heraus, ehe sie sich besann und nachschob: „Euer Ehren."
    
    „Ja, ich hatte das Glück, in Ihrem schönen Land meine Ausbildung vervollständigen zu dürfen. Doch wenden wir uns wieder Ihrer Sache zu. Sind die Anklagepunkte zutreffend?"
    
    „Es tut mir leid, aber ich weiß überhaupt nicht, was man mir vorwirft. Sie sind der erste Mensch, mit dem ich sprechen kann, seit ich verhaftet wurde. Obwohl ich darum bat, habe ich weder einen Dolmetscher, noch einen Anwalt bekommen. Und auch mit der deutschen Botschaft hatte ich keinen Kontakt."
    
    Der Richter blätterte durch den Papierstapel in seiner Mappe und verkündete:
    
    „Diese Aktennotiz besagt, dass das Konsulat telefonisch nicht erreichbar war und man deswegen ein Fax gesandt hat."
    
    Doro vermutete eher, dass gar nicht versucht wurde anzurufen und man nur verzögern wollte, dass sie Unterstützung bekam. Er blätterte weiter, zog bald ein Blatt aus der Akte und hielt es hoch.
    
    „Auf diesem Protokoll haben Sie Ihre Aussage unterschrieben, mit der sie die Taten im Wesentlichen einräumen. Außerdem ist hier angekreuzt, dass Sie auf anwaltlichen Beistand ausdrücklich verzichten."
    
    „Das ist nicht wahr! Ich wurde gezwungen, das zu unterschreiben, ohne zu wissen, was darinsteht."
    
    Die hochgezogenen Augenbrauen des Vorsitzenden warnten Doro, dass sie ihre Stimme senken sollte. Er übernahm das ...