Doro 01: Die Verhaftung
Datum: 16.10.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
... Wort.
„Die Anklage wirft Ihnen vor, unerlaubt gesperrte Bereiche eines staatlichen Gebäudes betreten zu haben, in der Absicht, wertvolle Kulturgüter zu beschädigen oder zu stehlen. Außerdem Unzucht, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und am schwerwiegendsten: Terrorismus."
Fassungslos starrte sie ihn an und beteuerte:
„Ich bin eine harmlose, unschuldige Touristin. Nie und nimmer würde ich irgendwelche Gewalt anwenden oder auch nur daran denken."
„Es ist nun so, dass Handlungen, die das Ansehen und die Würde unseres stolzen Landes und seines Präsidenten schwer schädigen können, nach den geltenden Gesetzen als Akte des Terrors gewertet werden. Und zu solchen Handlungen gehört unter anderem das Verbreiten von Bildmaterial, das zu diesem Zweck geeignet wäre."
Er studierte die Papiere, fischte dann Doros Handy aus dem braunen Umschlag, der den Akten beigelegt war, und tippte und wischte auf dem Display herum. Sie lief feuerrot an, weil sie genau wusste, was er darauf finden würde. Um ihre Lage nicht zu verschlimmern, verkniff sie sich jeden Protest. Er wiegte seinen Kopf und meinte:
„Sie haben die Fotos nicht versendet oder irgendwo hochgeladen?"
„Nein, bestimmt nicht. Das schwöre ich."
„Dann erzählen Sie dem Gericht Ihre Version der Ereignisse."
Leise begann sie, sich zu rechtfertigen, und bald sprudelte die ganze Geschichte aus ihr heraus. Ihre Tränen konnte sie dabei nicht zurückhalten und erhoffte sich, dass diese bei den Zuhörern ...
... ihre Glaubwürdigkeit erhöhen und Mitgefühl erzeugen würden.
Der Richter hörte aufmerksam zu und machte sich fortlaufend Notizen. Als sie endete, wog er ihre Darstellung gegen den schriftlichen Bericht ab. Zuletzt sah er sie ernst an.
„Ich glaube Ihnen, Frau Hoker", Doro verzichtete bewusst darauf, seine falsche Aussprache ihres Namens zu verbessern, „und da die Bilder nicht an die Öffentlichkeit gelangten, schlage ich den Vorwurf des Terrorismus nieder. Das Telefon wird beschlagnahmt."
Doro fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Er fuhr fort.
„Sie räumen selbst ein, sich über das Betretungsverbot hinweggesetzt zu haben, was mit einer Geldstrafe geahndet wird. Unbestritten ist zudem das unzüchtige Entblößen in der Öffentlichkeit und Widerstand gegen die Durchführung einer polizeilichen Maßnahme. Für beide Tatbestände erteile ich Ihnen angesichts ihres bislang unbescholtenen Leumunds eine Verwarnung, die im Wiederholungsfall allerdings in eine Strafe umgewandelt werden kann."
Sie atmete erleichtert auf, aber sein Blick wurde streng und seine Stimme tiefer.
„Bleibt noch der Sachverhalt der Präsidentenbeleidigung. Hier ist die Beweislage eindeutig und das Gesetz lässt in diesem Fall keinerlei Spielraum. Dieses Verbrechen muss mit Freiheitsentzug nicht unter zwei Jahren bestraft werden."
Doro schnappte nach Luft und stammelte.
„Das ... das kann nicht sein. Das ist ein Irrtum. Bitte. Sperren Sie mich nicht ein."
„Sie müssen verstehen, das Recht ist hier ...