Doro 01: Die Verhaftung
Datum: 16.10.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
... Gesichtsfarbe wurde noch roter, als sie ohnehin schon gewesen war. Fahrig fummelte er die oberen Knöpfe seines Hemds auf und enthüllte Teile seines haarigen Oberkörpers.
Mit einer aufmunternden Geste streckte er ihr den Schnaps entgegen. Angewidert schüttelte sie den Kopf, was er mit einem gleichgültigen Schulterzucken quittierte. Nach einem weiteren kräftigen Zug verstaute er Flasche und Dessous sorgsam im Schreibtisch.
Zuletzt tackerte er das ausgefüllte Formular an den Umschlag. Dann nahm er den Telefonhörer ab und bellte einige Befehle hinein. Zufrieden lehnte er sich in seinem Sitz zurück und weidete sich am Anblick seiner unglücklichen Gefangenen, bis man sie abholte. Ohne es sehen zu können, war sich Doro sicher, dass er die ganze Zeit über unter dem Tisch seinen Schritt massierte.
*
Zu Doros großer Erleichterung saßen in der geräumigen Zelle im Untergeschoss des Polizeigebäudes, in die man sie brachte, ausschließlich Frauen. Drei Damen trugen provokante, knappe Röcke und hautenge Tops, die wenig Zweifel bezüglich der Profession aufkommen ließen, derer sie nachgingen. Die fünf restlichen Insassen waren unauffälliger gekleidet. Alle schauten sie neugierig an, als die Wachen sie durch die Gittertür schoben, einige stellten Fragen, die Doro nicht beantworten konnte. Sie versuchte vergeblich auf Deutsch, Englisch und etwas radebrechendem Italienisch Kontakt aufzunehmen. Dann verloren die Inhaftierten das Interesse an ihr und sie setzte sich einsam auf eine der ...
... Pritschen, die an der Wand angekettet waren. Andere Einrichtungsgegenstände gab es nicht, außer einer metallenen Toilettenschüssel, die halb hinter einer Trennwand verborgen war.
Eine ältere, matronenhafte Frau kam zu ihr. Aufgrund derer sanften, mitleidigen Miene ließ Doro sie neben sich Platz nehmen. Die Fremde sprach leise auf sie ein und strich ihr mütterlich über die Wange. Doch weiterhin konnte Doro nur mit den Schultern zucken. Schließlich nahm die Ältere ihre beiden Hände in die ihren, drückte sie sachte und nickte ihr aufmunternd zu, ehe sie aufstand und die Neue alleine ließ. Obwohl sie sich nicht mit Worten hatten verständigen können, fühlte sich Doro sich nach der Begegnung besser.
Ohne Uhr wusste sie nicht, wieviel Zeit vergangen war, als ein flacher Wagen mit Blechnäpfen und einem hohen Kessel hereingeschoben wurden. Doch sie verspürte Hunger und reihte sich in die Schlange ein. Essen wurde ausgegeben und sogar ein paar Scherze wurden gemacht, über die fast alle lachten. Sogar Doro lachte mit, obwohl sie die Witze nicht verstand, aber die Heiterkeit war ansteckend und sozusagen schien sich eine Art Kameradschaft unter Schicksalsgenossinnen zu entwickeln.
Als der Wachmann das leere Geschirr wieder abholte und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, rief ihm eine der Prostituierten etwas hinterher. Er blieb stehen, drehte sich um und es folgte ein kleines Wortgeplänkel. Er trat immer näher an das Gitter und seine Gesprächspartnerin kam ihm entgegen. ...