1. Naila


    Datum: 26.10.2019, Kategorien: BDSM

    ... Papptrinkbecher fallen lasse, hebt sie den Kopf und haucht mir ein "Shukran" (Danke) zu. Mich trifft fast der Schlag. Ich blicke in das Gesicht einer ganz jungen Haniya, und registriere jetzt erst, dass ihr vermeintliches Kopftuch eine Hijab ist. Ich erstarre. Blicke sie nur regungslos an. Ganz langsam erkenne ich, dass sie meiner geliebten Frau genau genommen nur auf den ersten Blick ähnlich ist. Dennoch kann ich mich nicht bewegen, noch meinen Blick von ihr lösen.
    
    Sie sieht mir einfach nur in die Augen, ebenfalls regungslos. Ich weiss nicht, wie lange wir so verharrt haben. Unterbewusst nehme ich wahr, dass hinter uns eine Weile lang Einkaufswagen entnommen und zurückgebracht werden. Aus den Augenwinkeln erkenne ich erstaunte Blicke, kümmere mich aber nicht darum.
    
    Irgendwann reiche ich ihr wie hypnotisiert meine Hand, und helfe ihr auf. Ich halte ihre kalte und klamme Hand fest, und führe sie langsam zu meinem Auto. Sie folgt mir ohne ein Wort. Ich öffne ihr die Beifahrertüre, und sie steigt ein. Als ich auch eingestiegen bin und mich anschnalle, folgt sie immer noch wortlos meinem Beispiel. Sie wirft mir einen uninterpretierbaren Blick zu, und schaut dann nur noch nach vorne durch die Windschutzscheibe.
    
    Wie in Trance fahre ich heim, führe sie ins Badezimmer, bedeute ihr zu warten, und hole aus Haniyas Ankleidezimmer einen bodenlangen Morgenmantel, Unterwäsche, und ein paar Kleidungsstücke, inklusive einer Hijab. In diesem Moment kommt es mir ganz natürlich vor, ...
    ... so in Haniyas Privatsphäre einzudringen, sie sogar zu berauben, obwohl ich das jahrelang vermieden habe.
    
    Ich bringe ihr die Kleidung, lege sie zusammengelegt auf einen Hocker im Bad, stecke den Schlüssel von innen in das Schloss der Türe, und lasse sie alleine. Noch immer haben wir kein Wort gewechselt.
    
    Ich hole die Einkäufe aus dem Auto, ziehe mir trockene Kleidung an, und beginne ein Abendessen zuzubereiten. Haniya hat mich gelehrt halal zu kochen, und das habe ich auch nach ihrem Tod beibehalten. Ich decke für zwei in der Essecke der großen Küche, und zünde zwei Kerzen auf dem Tisch an.
    
    Als ich fast fertig bin, erscheint sie schüchtern und frisch geduscht barfuss in der Küche. Ich habe vergessen, ihr Hausschuhe zu geben. Sie trägt Haniyas Hijab, die ihr wunderschönes Gesicht zur Geltung bringt. Ich bedeute ihr Platz zu nehmen, und trage kurz danach auf.
    
    Schweigend essen wir, immer wieder blickt sie mir dabei in die Augen. Ich bin einerseits fasziniert von ihr, andererseits habe ich immer noch keine Ahnung, wie ich mich in diese Situation manövriert habe. Es fühlt sich einfach richtig und natürlich an.
    
    Also versuche ich weder Konversation zu machen, noch weiter in mich, und mein immer größeres Gefühlschaos einzudringen. Als wir beide fertig sind, muss ich mich räuspern, um sprechen zu können. Sie möge bitte kurz warten, während ich ihr ein Gästezimmer fertig mache. Sie nickt, und viel zu hastig eile ich hinaus.
    
    Ich beziehe das Bett neu, kippe das Fenster um ...
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