1. Am Scheideweg


    Datum: 26.11.2019, Kategorien: Hausfrauen

    ... füreinander sicher zu sein, und, um zur Ehrlichkeit zurückzufinden. Wir beide sind in diesem Zeitraum frei, Entscheidungen allein zu treffen, ohne diese, wie es Eheleute üblicherweise tun würden, im Vorfeld mit dem Partner zu besprechen. Wir können tun und lassen, was wir wollen. Aber wir müssen natürlich daran denken, dass alles, was wir in unserer Ehe-Auszeit entscheiden, machen und sagen werden, Konsequenzen nach sich ziehen kann.
    
    Wenn du mich also bittest zuzustimmen, dass du zukünftig Tür an Tür mit deinem Ex-Verlobten acht, neun, zehn Stunden am Tag vertraulich zusammenarbeiten wirst, dass dein neuer Job es wahrscheinlich mit sich bringen wird, dass ihr gemeinsame Dienstreisen durchführen werdet, dann sage ich dir, dass du meine Genehmigung nicht brauchst, und, dass ich einen Teufel tun werde, sie dir zu geben. Du musst jetzt deine Entscheidungen selbst treffen und verantworten.
    
    Wenn du mich allerdings als deinen Freund fragen würdest, was ich von diesem Job-Angebot halte, dann würde ich dir gestehen, dass ich deinen Ex fast ein wenig bewundere. Er ist wirklich ein Macher, wenn auch ein moralisch äußerst verwerflicher, da er sich an eine verheiratete Frau ranmacht. Er hat keine Zeit verschwendet, um dich anzubaggern, und versucht nun, dich von ihm abhängig zu machen. Wahrscheinlich hast du ihm von unserer Ehe-Auszeit erzählt, und er nutzt dieses Wissen, dich zu beeinflussen."
    
    Walter ließ seine Aussage ein wenig wirken, und sprach dann weiter: „So, Karin, unsere ...
    ... halbe Stunde Gesprächszeit ist fast um. Ich habe leider nichts von dir gehört, warum wir weiter verheiratet sein sollten." Sarkastisch führte Walter fort: „Ich freue mich aber, dass du kein Geheimnis davon gemacht hast, dass du deinen Ex unverzüglich nach unserer Trennung wieder getroffen hast. Ich hätte gerne gewusst, wie ihr euch begrüßt, und wie ihr euch verabschiedet habt. Aber eigentlich geht mich das nichts an.
    
    Wenn du es willst, sprechen wir uns morgen Abend wieder. Aber, wie gesagt, es ist kein Muss. Ich wünsche dir eine gute Nacht." Damit beendete er das Telefonat, und ließ eine immer verzweifelt werdende Karin mit sich allein.
    
    Während Walters Zusammenfassung ihres Gespräches, dass es derzeit keinen Grund gäbe, verheiratet zu bleiben, in ihrem Kopf kreiste, setzte Karin sich fast mechanisch an ihren Laptop, und fing an, ihren Lebenslauf zu aktualisieren und ihre Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Falls ihre Ehe mit Walter wirklich vorbei wäre, musste sie an ihre eigene Karriere und Zukunft denken. So versuchte sie ihr Tun logisch zu begründen.
    
    Am nächsten Tag in Davids Büro.
    
    Geschäftsmäßig mit einem schicken knielangen Kostüm, bestrumpften Beinen und Pumps mit fünf Zentimeter hohen Absätzen gekleidet, betrat sie Davids Vorzimmer, und meldete sich bei seiner Sekretärin an. Sie wurde sofort in sein Büro geführt, in dem neben David auch eine Frau auf sie wartete. David stellte sie als Frau Hille, die Leiterin der Personalabteilung vor.
    
    Das Interview ...
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