Am Scheideweg
Datum: 26.11.2019,
Kategorien:
Hausfrauen
... nicht entspannen konnte. Sie fragte ihn direkt: „Was willst du von mir wissen, Walter?"
„Karin, bitte erklär mir, warum du die Affäre mit David nicht beendet hast?"
Sie schaute ihn an, und zum ersten Mal heute Abend liefen ihr Tränen über die Wangen. Als Antwort stellte sie eine Gegenfrage: „Haben wir noch eine Chance, Walter, oder habe ich alles, was meine Welt und was mein Leben ausgemacht hat, verloren?"
„Ich kann es dir nicht mit Bestimmtheit sagen", versuchte sich Walter an einer Antwort. „Der Teil von mir, der dich immer noch innig liebt, sagt ja, wir können es schaffen. Der andere Teil, der deinen Verrat nicht verzeihen kann, will lieber heute als morgen die Scheidung einreichen. Was mir nicht aus dem Kopf geht, ist, dass du zu deinen Dates deinen Ehering abgenommen hast. Ich sehe darin deinen Wunsch nach Veränderung, nach einem Neuanfang. Aber ich bin kein Psychologe. Ich schlage vor, wir suchen uns professionelle Mediation bei einem Eheberater. Wir gehen ergebnisoffen in die Gespräche, und werden versuchen, das Optimum für uns beide herauszuholen.
Karin, du bist in deinen besten Jahren. Ich dagegen könnte vom Alter her fast dein Vater sein. Ich habe meine Hochzeit bereits überschritten, und mache mir da nichts vor. Du hast die Interessen, Wünsche und Pläne einer attraktiven und intelligenten Frau in der Mitte ihres Lebens. Ich dagegen bereite mich so langsam auf meinen Ruhestand vor.
Wenn es darauf hinauslaufen sollte, dass wir unser Leben zukünftig ...
... getrennt führen, und wir uns scheiden lassen, dann möchte ich es in Frieden und in Einklang mit dir tun. Ich hoffe, dass wir, wenn nicht Ehepartner, dann aber die bestmöglichen Freunde für eine möglichst lange Zeit sein können."
Epilog.
Walter beendete mit Karins Zustimmung sofort die Ehe-Auszeit, und zog wieder in die eheliche Wohnung zurück. Sie begaben sich in die Hände einer Eheberaterin, und nahmen sich viel Zeit, ihre individuellen und gemeinsamen Probleme zu erkennen, darüber offen zu sprechen, und an der Lösung zielorientiert zu arbeiten. Das Ziel war klar definiert: Die Ehe sollte weiter bestehen.
Es kristallisierte sich aber im Laufe der Sitzungen immer mehr heraus, dass Walter mit seiner Vermutung, der Altersunterschied von fast 20 Jahren -- er an die 60, sie um die 40 -- wäre zu groß, ihr Grundproblem darstellte.
Denn nach der Beschreibung ihrer jeweiligen, in die mittlere Zukunft von 10 bis 20 Jahren ausgerichteten Lebensplanungen, gaben sie nach einer langen Zeit, in der sie gegen die sich immer mehr aufdrängende Erkenntnis ankämpften, dass ihre Planungen einfach zu unterschiedlich waren, um sie gemeinsam umzusetzen, resigniert auf. Die Mediation endete mit vielen Tränen der Trauer und des Frustes über das Ende ihrer Ehe. Ihrer Liebe zueinander tat dies aber keinen Abbruch.
Zusammen beantragten sie die Scheidung, und als diese durchgeführt worden war, veranstalteten sie ein großes Fest, zu dem sie ihre Verwandten und Freunde einluden. Sie zeigten ...