1. Sterne


    Datum: 09.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... standzuhalten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie einfach rausgelaufen wäre.
    
    Aber sie stand nur da, fixierte mich mit ihren Augen, zeigte keinerlei Regung in ihrem Gesicht.
    
    "Ich konnte ja schlecht wissen, dass ich fünfzehn Jahre später ihre Tochter in Deutschland treffen würde."
    
    Und mich in sie verliebe. Carol, ich liebe dich. Was kann ich dafür, dass die Welt ein Scheiß-Dorf ist? Sollte es so sein? Irgendeiner spielt doch ein Scheiß-Spiel mit mir. Mit dir. Mit uns.
    
    "Aha. Ist das für dich ein Problem, Carol? Ändert das was an deinen Plänen?", wollte David wissen.
    
    Sie schien die Frage überhaupt nicht gehört zu haben.
    
    Was tust du, versuchst du zu erfassen, was ich fühle? Ich liebe dich. Das ist alles, was zählt.
    
    "Nein. Ich sehe keinen Grund. Ich habe die Tickets gebucht. Sie weiß, worum es geht. Nur noch nicht, wen ich da mitbringe", gab sie mit fester Stimme zurück.
    
    Ja, Überraschung. Überraschungen hatte sie immer gemocht. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob das diesmal auch so sein würde. ___
    
    Wir redeten den ganzen Weg zurück nicht ein Wort. Ich versuchte sie in der U-Bahn in den Arm zu nehmen, aber sie wehrte mich stumm ab. Erleichtert war ich nur darüber, dass sie keinerlei Anstalten machte umzusteigen. Sie fuhr mit in meine Wohnung.
    
    Seufzend brachte ich meine Gitarre und den Rest der Gear an ihre Plätze. Sie hatte ihr ausdrucksloses Gesicht noch nicht gewandelt. Das war kein gutes Zeichen. Die Stille war unerträglich.
    
    "Rede bitte ...
    ... mit mir", versuchte ich verzweifelt dagegen anzukämpfen.
    
    "Du bist der Deutsche."
    
    "Ich bin was? Natürlich bin ich Deutscher..."
    
    "Sie hat mir von dir erzählt. Du bist der Deutsche, den sie so besonders gut fühlen konnte."
    
    Ja, das hätte mir fast klar sein müssen, dass ich irgendwann einmal Gesprächsthema geworden bin.
    
    "Ich konnte doch nicht wissen..."
    
    "Nein, das konntest du nicht. Das ändert nichts daran, wie ich mich jetzt fühle."
    
    "Dann sag es mir bitte, was fühlst du?"
    
    "Betrogen. Von meiner eigenen Mutter um etwas Einzigartiges betrogen."
    
    "Das ist doch nicht wahr. Wir hatten eine rein sexuelle Beziehung. Wir haben uns getrennt, als das in eine andere Richtung zu gehen schien. Weil ich zu dem Zeitpunkt niemand außer Tilly lieben konnte, es nicht durfte. So empfand ich es jedenfalls. Deine Mutter kann doch nichts dafür, dass sie an mich geraten ist."
    
    Sie starrte vor sich hin, sah mich nicht einmal an. Ich nahm ihre Hand.
    
    "Carol, ich liebe dich. Deine Mutter ist eine großartige Frau, und ich hätte mich vielleicht wirklich in sie verliebt, wenn ich es damals gekonnt hätte. Aber es ist nie geschehen. Was wir jetzt füreinander fühlen, was ich für dich fühle, kann sie dir nicht wegnehmen."
    
    Sie zog ihre Hand nicht weg, reagierte überhaupt nicht. Verzweifelt versuchte ich sie zu küssen. Sie ließ es nur über sich ergehen. Es hatte keinen Sinn. Sie wollte sich nicht weiter mitteilen, soviel war klar. Ich konnte nur eines tun. Bei ihr sein. Ich nahm sie ...
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