1. Sterne


    Datum: 09.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... auszugehen, dass sie uns ohne Weiteres nach London lotsen könnte, wenn wir uns an unser neues Leben gewöhnt hatten.
    
    Ausgerechnet Hannover. Unser erster Auftritt war in Hannover. Es war reiner Zufall, weil eben die Tourneeplanung der beiden anderen Gruppen das so vorgesehen hatte. An Zufälle konnte ich irgendwie seit geraumer Zeit nicht mehr glauben. Es sollte wohl alles so sein.
    
    Es war kein völlig unbekanntes Gefühl, die Anreise, der erste Sound-Check, das Bekämpfen der Nervosität, weil wir ja wirklich nicht wissen konnten, wie das Publikum uns aufnehmen würde. Ich hatte lange überlegt, ob ich meinen Bruder und ein paar alte Freunde aus Hannover kontaktieren und mit Freikarten versorgen sollte, entschied mich aber dagegen.
    
    Ralf wäre vermutlich gekommen, auch wenn er jetzt schon sechzig war und seine musikalischen Ambitionen sogar noch lange vor mir begraben hatte. Wir hatten tatsächlich in meiner Jugend zusammen in Bands gespielt, er war ein ganz passabler Gitarrist gewesen. In der Zeit, wo ich meine Mutter gepflegt hatte, waren wir allerdings öfter aneinandergeraten. Wegen Geldgeschichten und Ähnlichem.
    
    Wir hatten uns zwar offiziell nach dem Tode meiner Mutter wieder zusammengerauft, aber manche Dinge, manche Angriffe und Auseinandersetzungen vergisst man nicht, auch wenn man sie vergeben hatte. Am Abend des Auftritts gingen mir tatsächlich solche Sachen durch den Kopf. Schafften es, mich abzulenken.
    
    Zumindest für eine Zeit. Vor uns spielte noch eine kleinere ...
    ... lokale Band, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Und vermutlich auch nie wieder hören würde, denn sie waren bestenfalls Durchschnitt. Von den großen Stars der amerikanischen Bands hatten wir in unserem abgeschirmten Bereich der Backstage nichts zu sehen bekommen. War waren ja auch noch niemand, und mit niemand gab sich keine Größe ab.
    
    Danica rannte aufgeregt hin und her. Es war ihr tatsächlich gelungen, rechtzeitig zum Konzert einige Hundert CDs zu organisieren, obwohl das große Release erst in einer Woche geplant war. Diese wurden dann im Vorraum zum Verkauf angeboten. Langsam wurden wir alle aufgeregt.
    
    Der Blick zur Uhr erfolgte häufiger, der Herzschlag beschleunigte sich unmerklich. Als die lokale Band ihr letztes Stück begann, führten uns Roadies und Ordnungskräfte hinter die Bühne. Dort erlebten wir das Ende des letzten Stücks und freundlichen, aber nicht besonders frenetischen Applaus. Nicht einmal eine Zugabe wurde gefordert.
    
    Die kurze Umbaupause, denn hier waren Profis am Werk, wo jeder Handgriff saß, verging wie im Flug. Dann gingen dort die Lichter aus und wir bewegten uns im Halbdunkel auf unsere Plätze. Ich hatte eigens für die Bühne einen Opener, also ein Eröffnungsstück geschrieben.
    
    Ich sah Harro in einiger Entfernung zusammen mit einem anderen Techniker hinter dem riesigen leicht erleuchteten Mischpult, daneben der Künstler, den Danica für unsere Light-Show engagiert hatte.
    
    Künstlicher Nebel flutete die Bühne und David spielte den leichten, ...
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