Tritt ein, bring Glück herein
Datum: 19.12.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... ihre Anziehungskraft. Ich genoss ihre Nähe und legte mich richtig ins Zeug -- auf professioneller Ebene, versteht sich. Ich unternahm alles, um dem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Darin lag meine Chance, das spürte ich instinktiv.
Eines Abends, wir hatten beide länger gearbeitet, fuhren wir gemeinsam im Lift nach unten.
"Harter Tag", sagte ich.
"Ja, ist spät geworden. Mein Mann hat schon dreimal angerufen. Der Arme kann nicht mal ein Spiegelei braten, wenn ich nicht da bin."
"Dafür wurden Mikrowellen und Fertigpizzen erfunden."
Sie grinste. "Genau. Aber erklär das mal meinem Liebsten. Der erwartet jeden Abend ein Sternemenu."
Kurze Stille, wir schauten beide zu Boden. Dann fragte sie: "Bist du eigentlich verheiratet?"
Ich verneinte.
"Freundin?"
"Ich bin schwul", antwortete ich. Das war mir so rausgerutscht. Ich hatte noch nie sexuellen Kontakt mit Männern gehabt und fühlte mich auch nicht zu meinem Geschlecht hingezogen. Die Antwort war ein reiner Reflex. Frauen wie Laura sind es gewohnt, angehimmelt zu werden. Ich wollte sie überraschen, anders sein als die anderen. Gleichzeitig zerstörte ich damit das letzte Quäntchen Hoffnung von ihr als potenzieller Geschlechtspartner wahrgenommen zu werden. Ich hätte mich ohrfeigen können.
"Oh, interessant. Ich habe noch nie einen homosexuellen Mann kennengelernt. Zumindest nicht offiziell."
"Tja", machte ich. "Nun kennst du einen."
"Wie ist das eigentlich als Schwuler? Wird man da heute noch ...
... diskriminiert?"
Da hatte ich mich schön reingeritten, nun gab es kein Zurück. Ich musste die Sache durchziehen.
"Auf jeden Fall. Was meinst du, weshalb es ein Pride Parade braucht? Es gibt immer noch viel zu viele Idioten, die ihren Hass an allem auslassen, das nicht ihrer Norm entspricht."
"Kann ich mir vorstellen. Wir Normalos vergessen manchmal, wie es ist, anders zu sein. Hattest du denn schon deine...wie nennt man das? Offenbarung?"
Ich lachte gequält. "Du meinst mein Coming-out?"
Wir traten aus dem Lift und durchquerten die Eingangshalle. Das Licht waren bereits gelöscht worden. Die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos huschten über den Marmorboden. Lauras Stöckelschritte hallten durch den Raum, während meine Sneakers kaum ein Geräusch verursachten.
"Ja genau, Coming-out, das ist es", entschuldigte sie sich. "Ich meine: Was ist mit deinen Eltern? Deinen Freunden? Wissen die Bescheid?"
Wir steuerten auf den Nachtausgang zu, hielten unsere Badges an den Leser und traten ins Freie. Ihre Nähe und die Vertrautheit mit der wir sprachen, stachelte mich an und ich ging richtig auf in meiner Rolle.
"Leider nein. Das fällt mir sehr schwer. Keiner meiner Verwandten weiss davon, nicht mal meine Eltern. Die meisten behaupten zwar, sie hätten keine Vorurteile gegen Schwule, aber wenn es das nächste Umfeld betrifft, kommen sie doch nicht damit klar. Meine Mutter liegt mir dauernd auf der Pelle von wegen Enkelkindern. Auch im Sportverein oder auf Arbeit habe ich nie ...