Tritt ein, bring Glück herein
Datum: 19.12.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... jemandem davon erzählt." Ich seufzte.
"Muss hart sein." Sie streckte den Arm aus und tätschelte meine Schulter. Ihre Berührung war voller Zärtlichkeit und Mitgefühl und löste in mir die Sehnsucht nach mehr aus. Ich vergass einen Moment, dass alles auf einer Lüge basierte und glaubte selbst an die Geschichte vom Schwulen, dem das Leben so hart mitspielte.
"Um ehrlich zu sein, bist du die Erste, der ich davon erzähle."
"Eeecht? Wow. Das ehrt mich aber. Wieso gerade ich?"
"Ich weiss auch nicht. Ich habe dieses Versteckspiel satt. Ausserdem vertraue ich dir. Du bist ein netter Mensch. Mir scheint, seit wir gemeinsam an diesem Projekt arbeiten, verbindet uns etwas."
Ihre grossen, warmen Augen blickten mich geradewegs an. Ich hielt ihrem Blick stand, auch wenn mich das ziemlich nervös machte.
Sie antwortete: "Das hast du wirklich schön gesagt. Ich arbeite gerne mit dir zusammen. Und jetzt, wo ich weiss, dass du homosexuell bist und mir so viel Vertrauen schenkst, fällt es mir auch leichter, mich dir gegenüber zu öffnen. Darf ich dir was verraten?"
„Na klar."
„Ich habe das Gefühl, heterosexuelle Männer sehen in mir oft nur ein Sexobjekt, sie heucheln Interesse und halten die Fassade aufrecht, aber ich spüre ihre Blicke und weiss, was sie denken. Ohne gesellschaftliche Konventionen würden sie über mich herfallen wie Tiere. Sie hören mir nicht zu, nehmen mich nicht ernst, bloss weil ich attraktiv bin. Sie sehen in mir nur einen Körper, ein Objekt zur ...
... Triebabfuhr. Wie soll man so zusammenarbeiten?"
Ich nickte verständnisvoll. Im Dunkel der Nacht fiel ihr nicht auf, dass ich errötete. Sie fuhr fort: "Bei dir ist das anders. Und jetzt weiss ich auch den Grund dafür. Weil du auf Männer stehst, lenkt dich mein Äusseres nicht ab. Du hörst mir zu und verstehst mich."
"Das freut mich, dass du das so siehst."
"Ja, bei dir fühle ich mich wohl. Endlich jemand, der in mir nicht nur die Bumsnudel sieht. Sogar bei meinem Mann habe ich oft den Eindruck, dass er sich nur für mich interessiert, wenn er rallig ist und meinen Arsch aufspiessen will. Ansonsten sitzt er lieber vor der Glotze und murmelt etwas Unverständliches, wenn ich von der Arbeit erzähle."
"Das...das tut mir leid, Laura. Meine Geschlechtsgenossen sind da etwas eindimensional gestrickt."
Wir erreichen die Bushaltestelle. Ich muss zum Hauptbahnhof, sie in die andere Richtung. Zeit sich zu verabschieden.
"War nett mit dir zu quatschen", sagte sie. "Ich freue mich, endlich mit einem Mann reden zu können, der mich nicht flachlegen möchte. Das befreit mich irgendwie. Ich fühle mich richtig gut!"
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
"Bis morgen!"
So begann unsere Freundschaft. Ich spinnte das Märchen von meiner Homosexualität immer weiter, informierte mich in Schwulenforen und las Bücher. Wir begannen einander zu schreiben, redeten stundenlang über unsere Probleme und kamen uns immer näher. Sie verlor mir gegenüber alle ...