Die FIONA-Trilogie - Das Attentat
Datum: 04.01.2020,
Kategorien:
Betagt,
... hat dies auch den zweiten Anfall mit ausgelöst. Bist Du wieder gesund?"
„Medizinisch weitgehend. War eine radikale Operation, aber sie haben mir das Leben gerettet. Aber psychisch habe ich das Ganze beim besten Willen noch nicht verarbeitet. Ich bin aber in guter Betreuung."
Rosi lehnte sich zurück und schaute mich einen Augenblick prüfend an. „Musst Du wieder arbeiten?"
„Ich bin bis auf weiteres krank geschrieben. Vorläufig bis zum Schulhalbjahr. Wenn ich überhaupt in die Schule zurückkehren will. War ein sehr merkwürdiges Gefühl, als ich nach meiner Entlassung aus dem Hospital in meiner Schule war."
„Hast Du Angst gehabt?"
„Wenn ich ehrlich bin, ja."
Rosi holte tief Luft. „Du solltest Dir überlegen, ob Du nicht für eine Zeit hierher kommst. Unsere Claire ist die für die Inseln zuständige Psychologin im NHS und könnte Dich bestimmt gut betreuen. War früher in der Army und hat sehr große Trauma-Erfahrung." Rosi grinste. „Und ist ein ständiges Mitglied in unserem Buchclub."
Ich antwortete sehr zurückhaltend, dann glitt unser Gespräch auf andere Punkte ab.
Als ich mit Eileen wieder zurück im Cottage meines Vaters war und mit ihr zusammen begann, seine Hinterlassenschaft durchzusehen, griff meine Tochter den Punkt direkt auf. „Ich finde, dass Rosi einen großartigen Vorschlag gemacht hat, Mama. Hier hast Du genügend Abstand zu den Ereignissen aus der Schule und kannst in Ruhe überlegen, was Du in Zukunft machen willst. Und über Rosi und ihre Dr. Claire ...
... hättest Du auch sofort menschlichen Anschluss."
Ich lachte sie an. „Vielen Dank für den Ratschlag, Eileen. Hat nur einen Nachteil: ich gehöre nicht zu Rosis Lesbenzirkel."
„Du sollst Dich ja auch nicht sofort in ihre Betten legen. Du bist hier geboren und hast auf Skye Deine Kindheit verbracht. Ich glaube, dies spezielle Lebensumfeld hier würde Dir sehr gut tun, Abstand zu dem Attentat zu gewinnen."
„Und wo soll ich wohnen?"
„Hier, in Großvaters Cottage."
Ich schaute mich um und verzog mein Gesicht. „Da müsste ich aber erst einmal viel ändern, um das hier einigermaßen bewohnbar zu machen." Ich lachte leicht sarkastisch auf. „Man sieht an allen Ecken und Enden, dass hier ein dreiundsiebzigjähriger Witwer allein gelebt hat. Gottseidank war mein Vater ein sehr ordentlicher Mann, sonst würde das hier noch sehr viel schlimmer aussehen."
„War halt Buchhalter und Steuerberater. Da ist Ordnungssinn die Berufsvoraussetzung."
„Stimmt. Du bist ja aus demselben Holz geschnitzt." Ich stand auf und ging einmal bewusst durch das Cottage, um im Geiste zu überlegen, was ich alles sofort ändern müsste, um hier auch nur für ein paar Wochen oder Monate zu leben. Das Cottage hatte einen kleinen Eingangsvorbau, den man in Schottland schon aufgrund des nassen und windigen Alltagswetters für die Außenkleidung unbedingt brauchte. Im Erdgeschoss gab es dann zwei Zimmer, wovon eines als Wohn- und das andere als Arbeitszimmer gedient hatte, dazu gab es einen Flachdachanbau mit Küche ...