(K)ein Glückstag
Datum: 08.01.2020,
Kategorien:
CMNF
(K)ein Glückstag
Es war Sommer, der 08. Juli 2014, Maria kam gegen 20.00 Uhr von ihrem Aushilfsjob, den sie neben ihrem Lehramtsstudium hatte, in die WG-Wohnung zurück. Die Räume waren menschenleer, da ihre beiden Mitbewohnerinnen beim Public-Viewing in der Innenstadt waren. Elli und Kathi hatten sie zwar gefragt, ob sie noch nachkommen würde, aber Maria hatte abgesagt. Sie war noch nicht so weit, um dort auf ihren Ex zu treffen. Dieser hatte sie vor gut zwei Wochen verlassen und sie war sicher, weil er zur gleichen Clique gehörte, dass er auch dort sein würde. Da sie zudem fix und fertig von ihrer Schicht war, gab es für sie keinen Grund, es sich kurzfristig anders zu überlegen.
Ihr war nach einer Dusche und der Liveübertragung des WM-Spiels Brasilien gegen Deutschland. Denn, natürlich war sie, als Halb-Brasilianerin, Fußballfan. Und selbstverständlich drücke sie immer, der aus ihrer Sicht besten Mannschaft der Welt, Brasilien, die Daumen. Auch heute beim Spiel gegen Deutschland, dem Land aus dem sie selbst und ihre Mutter stammte.
Die deutschen Wurzeln waren ihr kaum anzusehen. Optisch war sie eine echte, bildhübsche Latina mit langen dunklen Haaren und samtbraunem Teint. Das Temperament, was den Südamerikanern im Allgemeinen zugeschrieben wird, war zwar durchaus vorhanden, nur blitze es bei ihr, wahrscheinlich aufgrund ihrer deutschen Gene, fast nie unbeabsichtigt durch.
Nachdem sie geduscht, etwas Bequemes an- und ihr gelbes Trikot übergezogen hatte, war ...
... sogar noch etwas Zeit für die Vorberichterstattung. Doch gerade, als sie es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatte, fing dieser plötzlich das Flackern an und auf einmal war das Bild ganz weg.
„Scheiße!“, rief Maria, stand auf und schaltete den Fernseher nochmal aus und wieder ein. Nichts passierte.
Wo sollte sie nun das Spiel schauen? Zum Public-Viewing wollte sie eigentlich immer noch nicht.
Sie hatte eine Idee. Die Kerle aus der Jungen-WG zwei Stockwerke unter ihnen. Wenn die nicht auch zum Public-Viewing sind, dann gucken die bestimmt. Sie nahm Schlüssel und IPhone, ging durchs Treppenhaus und lauschte an der Tür. Nichts! Kein laufender Fernseher, keine Stimmen. Dennoch klingelte sie.
Da sie trotzdem nicht damit rechnete, dass ihr jemand öffnen würde, warte sie kaum und hatte sich schon weggedreht, als die Tür auf ging.
„Ach, Maria!“, sagte Julius, als er sie erkannte, „Hallo, wie geht’s, was kann ich für dich tun?“
Julius war ein großer blonder, nicht wirklich unattraktiver, 22-jähriger Mann. Er galt aber ein bisschen als Nerd, weil er nicht nur Informatik studierte, sondern auch sonst viel Zeit vor dem Computer verbrachte.
„Kann ich mit euch das Spiel ansehen?“, fragte Maria, die ihn eigentlich nur oberflächlich von der einen oder anderen Party kannte und sich auch bisher noch nie wirklich mir ihm unterhalten hatte, „Unser Fernseher ist kaputt.“
„Ich dachte du bist mit beim Public-Viewing. Max hatte doch noch reingerufen, dass er und Amir ...