1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... wobei Marie tat, als wenn sie es überhört hätte.
    
    "Was willst du denn über den Mann wissen?", fragte ich Marie und sie fragte, allgemeine Dinge, alles, was man anfänglich von einem Menschen wissen möchte.
    
    "Wie sieht er aus, ist er alt, ist er reich, kommt er aus dieser Gegend, was macht er beruflich ...!"
    
    "Stopp!", sagte ich scharf und ließ eine künstlerische Pause: "Das ist aber eine ganze Menge für den Anfang. Weißt du denn schon, was du für diese Information geben willst!"
    
    "Ich dachte, ihr würdet mir den Preis sagen?", kam unsicher von Marie: "Immerhin habt ihr das beim letzten Mal gesagt!"
    
    "Gut, dieses Mal werde ich noch nichts verlangen!", meinte ich und musste lächeln, als ich sah, wie sehr diese Antwort Marie erleichterte. Noch einmal würde ich es aber nicht kostenlos machen.
    
    "Also. Ob er gut aussieht, kann ich nicht sagen, das sieht in den Augen jeden Betrachters anders aus. Ich würde jedoch sagen, dass er überdurchschnittlich ist. Sein Alter ist schwer zu schätzen, aber der jüngste ist er nicht mehr. Reich ist relativ. Für eure Verhältnisse ist er sehr reich. Er kommt von sehr weit weg, so genau hat er das noch nicht gesagt, aber da er denselben Dialekt spricht wie ich, ist zu vermuten, dass er von sehr weit wegkommt. Was er allerdings beruflich macht, kann ich nicht sagen!"
    
    Schon bei dem Satzende musste ich mich zwingen, nicht zu lachen. Immerhin beschrieb ich mich gerade selber und das fand ich sehr lustig. Mir stand also offen, mich besser ...
    ... oder schlechter zu machen, als ich wirklich war. Nur durfte ich es nicht übertreiben, immerhin würde ich Marie sicher noch irgendwann begegnen, denn sie lief schließlich im Haus herum und hatte mich schon im Spiegel gesehen. Von daher war sie noch ein Problem. Dieses Problem mussten Klara und ich noch lösen. Wie auch immer.
    
    Klara kam erst spät am Abend wieder und hatte dabei ein übergroßes Paket in den Armen liegen. Sie legte es auf ihr Bett und kam direkt auf mich zu. Ohne festzustellen, ob ich überhaupt da war, begann sie zu plappern.
    
    "Ach Christoph, ihr wisst ja nicht, was es alles Schönes zu kaufen gibt. Ich habe euch mitgebracht, worum ihr mich gebeten habt. Zu meinem Erstaunen war noch eine ganze Menge Geld übrig. Daher habe ich mir erlaubt, etwas mehr für mich zu kaufen. Ihr wollt doch sicher, dass ich gut aussehe oder?"
    
    Wer hätte diese Frage verneinen können. So gesehen war die Frage überflüssig, dabei sollte sie wahrscheinlich nur als Rechtfertigung herhalten. Leicht belustigte sah ich zu dem Paket herüber und war mir sicher, dass nur ein kleiner Teil des Inhaltes für mich bestimmt war. Einen Moment ließ ich Klara noch zappeln, erst dann machte ich mich bemerkbar.
    
    "Natürlich möchte ich, dass du gut aussiehst. Es würde mich daher sehr interessieren, was du gekauft hast und wie es an dir aussieht?"
    
    Klara schien geradezu zu erblühen. Ihr Gesicht wurde noch etwas fröhlicher als zuvor und sie ging mit tänzerisch anmutenden Schritten zu dem Paket.
    
    Es ...
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