Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... bereitete ihr etwas Schwierigkeiten, den großen Pappdeckel abzuheben, aber als es ihr gelungen war, konnte ich schon etwas von dem Stoff sehen, der darin lag.
Klara hob das Kleid heraus und selbst ich bekam glänzende Augen. Es war in einem dunklen Blau gehalten und hatte einige wenige, aber auffallende, goldene Applikationen, die sofort ins Auge stachen. Als Klara es aus der Schachtel nahm, raschelte es leise und der Stoff, begann wie Seide zu glänzen.
Noch war der Stoff in sich zusammengesunken, es fehlten noch die stabilisierenden Reifen, doch schon jetzt konnte man gut erkennen, dass es etwas Besonderes war, nichts für den normalen Tag.
Klara kam zu mir herüber, hielt es sich an den Körper und drehte sich mehrmals um die eigene Achse.
"Gefällt es euch?", kam von ihr, dabei hatte ich den Eindruck, als wenn sie die Antwort selber kannte und nichts anderes, als meine Zustimmung erwartete.
"Sehr schön. Ich kann kaum erwarten, es an dir zu sehen. Es wird mir eine große Freude sein!", meinte ich und das war nicht gelogen. Auch in meinen Augen sah es unheimlich gut aus, auch wenn es wahrscheinlich ein Vermögen gekostet hatte.
"Ja, ich werde es gleich anziehen. Nicht einmal Mutter hat so etwas Schönes. Es wird aber einen Moment dauern!"
Ich glaubte es Klara aufs Wort, dass ihre Mutter so etwas nicht hatte. Ihre Eltern waren sicher nicht arm, aber zu geizig, wobei es wahrscheinlich nicht am Herrn des Hauses lag. Wahrscheinlicher war, dass Klaras Mutter ...
... ebenfalls zu sich selber geizig war. Geiz erstreckt sich oft nicht nur auf die anderen.
"Doch bevor du dich umziehst, würde ich gerne sehen, was du für mich gekauft hast!"
Ich hätte es mir denken können, aber das war für Klara zweitrangig. Sie ging eher lustlos zu dem Paket zurück, zog ein sauber gefaltetes Bündel heraus und kam zurück, um es auf einen der kleinen Tischchen neben dem Speigel zu legen. Kaum erledigt, nahm sie noch einmal das Kleid, was sie die ganze Zeit festgehalten hatte, und drückte es erneut an ihren Körper.
"Bitteschön!", sagte sie wie nebenbei und war erneut in der Betrachtung ihrer Erwerbung vertieft. Einmal drehte sie sich noch vor dem Spiegel, dann ging sie wortlos aus dem Raum, wollte sich sicher umziehen.
Ich langte mit meinen Armen durch den Spiegel und fühlte den Stoff zwischen meinen Fingern. Sofort zog ich das Bündel zu mir herein und hielt es einem Moment gedankenvoll in meinen Händen. Erst dann zuckte ich einmal mit der Schulter und machte das Licht im Schlafzimmer an.
Es stellte sich heraus, dass Klara meine Größe sehr gut bestimmt hatte, auch sah der Stoff so aus, als wenn sie auch hier keine Kosten gescheut hatte. Ich sollte wohl gut aussehen, wenn ich mich ihren Eltern vorstellte.
Nachdem ich in die neue Bekleidung geschlüpft war, sah ich mich im Spiegel an und war ein wenig erschrocken über mich. In dieser Kleidung sah ich älter aus, als ich mich fühlte. Der Stil war in dem gehalten, den ich an Klaras Vater gesehen hatte. Nichts ...