1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... bestätigte ich den Termin und war innerlich gespannt darauf.
    
    "Sag mal Klara, ist von dem Geld eigentlich noch etwas übrig?"
    
    Man konnte Klara anmerken, dass ihr die Frage nicht sonderlich schmeckte. Sie zuckte leicht zusammen und nickte nur halbherzig. Mit einem gekonnten Griff hob sie ihr neues Kleid an und ich konnte erkennen, dass sie einen kleinen Leinenbeutel an ihrem Unterrock befestigt hatte. Ein sicher recht gutes Versteck. Sie machte den Beutel ab und gab ihn mir.
    
    Es wunderte mich, dass überhaupt noch etwas übrig war, Klara nicht alles ausgegeben hatte.
    
    Ich nahm den Beutel und öffnete ihn. Viel war wirklich nicht mehr darin, aber ein paar Münzen geben ihre hellen Klang ab. Ich nahm ihn an mich, denn ich hatte noch etwas damit vor.
    
    "Klara, ich gehe etwas besorgen. Du kommst doch sicher ein paar Stunden ohne mich aus!", meinte ich, aber als ich sah, dass Klara wieder selbstverliebt in den Spiegel sah und ich im Moment nur Beiwerk war, lag die Antwort auf der Hand.
    
    Ich selber verschwand, ohne dass es bemerkt wurde, und zog mich wieder um. Dorthin, wo ich jetzt wollte, konnte ich die Kleidung nicht anlassen.
    
    Eine Stunde später war ich bei einem Geschäft für Münzhandel und zeigte die Münzen vor, die noch im Beutel waren. Viel bekam ich nicht dafür, was daher kam, dass auch die Münzen spiegelverkehrt waren. Der Ladeninhaber nahm sie aber als Kuriositäten an.
    
    Ein paar Schritte weiter war ein neuer,besonderer Laden, der nur Dinge aus Cashmere ...
    ... verkaufte. Ich erwarb einen wunderbaren Schal, der so weich wie Watte war. Ich ließ ihn hübsch einpacken und ging wieder nach Hause.
    
    Gut gelaunt kam ich wieder Zuhause an und machte mir etwas zu essen. Dabei dachte ich darüber nach, wie es mit wohl am nächsten Morgen ergehen würde. Dabei stellte ich mir so einiges vor, kam aber zu dem Ergebnis, dass wohl alles vollkommen unsinnig war, was ich mir gerade ausdachte. Also versuchte ich alles zu verdrängen, was aber nicht funktionierte.
    
    Später ging ich wieder ins Schlafzimmer und sah mich um. Klara war nicht da und ihr Zimmer war verwaist. Also legte ich mich auf das Bett und machte die Augen für eine Runde Schlaf zu. Doch dazu kam es nicht mehr.
    
    Auf einmal hörte ich Maries Stimme, die mich leise rief. Ich stand verwundert auf, denn ich hatte sie nicht vor dem nächsten Tag erwartet. Sie stand vor dem Spiegel und sah traurig aus.
    
    "Marie, warum siehst du so traurig aus?", fragte ich sie und sie hob ihren Kopf an, um in etwa in meine Richtung zu schauen.
    
    "Ich habe gehört, dass der Verehrer von Klara morgen hierher kommt. Weitere Informationen über ihn sind damit hinfällig. Das heißt aber zugleich, dass meine Aussteuer und Mitgift nicht reichen wird. Das wollte ich euch nur sagen, damit ihr euch nicht wundert, wenn ich morgen nicht komme!"
    
    Marie sah weiterhin zu mir herauf und mehrere dicke Tränen rannen ihr über die Wangen. Ein Bild, was mein Herz erweichte. Fieberhaft dachte ich darüber nach, was ich für sie tun ...
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