Spieglein, Spieglein ...
Datum: 30.01.2020,
Kategorien:
Sonstige,
... wohl damit ausdrücken, dass ich ihr etwas mitgebracht hatte und ihr eigener Mann sie vernachlässigte. Er sah etwas beschämt zu Boden, brachte kein Wort heraus. Stattdessen zeigte er auf einen der Sessel und lud mich dazu ein, Platz zu nehmen.
Was jetzt folgte, war eine Art Verhör, was mir mit der Zeit immer mehr Spaß machte. Hatte ich hier doch die einmalige Chance, zwei Menschen zum Wahnsinn zu treiben. Sie bekamen einfach nicht heraus, wer oder was ich eigentlich war. Selbst nach einer Stunde wussten sie nicht viel mehr als zuvor. Ich war in ihren Augen wohlhabend, vielleicht sogar reich, kam nicht aus der Gegend, war nicht verheiratet und fühlte mich zu ihrer Tochter hingezogen. Soweit alles in Ordnung. Woher ich aber den Reichtum hatte und was ich eigentlich machte, bekamen sie nicht heraus. Über alle weitern Auskünfte ließ ich sie im Unklaren, so sehr sie sich auch bemühten. Mit der Zeit gingen ihnen die Fragen aus und es kam zu immer längeren Pausen während des Gesprächs. Zum Schluss ging Klaras Vater zu ihr, um sie zu holen.
Wenig später saß sie in dem letzten noch verwaisten Sessel und sah zwischen uns Dreien hin und her. Sie wusste nicht, was bis jetzt vorgefallen war und war verunsichert. Doch ihr Vater lächelte ein wenig und auch mein Gesichtsausdruck war nicht negativ. Bei Klaras Mutter war nichts zu erkennen. Ihr Gesicht wirkte weiterhin wie eine Maske, die sie jederzeit beliebig ändern konnte, ohne dabei ihre Emotionen widerzuspiegeln.
"Nun gut!", ...
... sagte Klaras Vater und lehnte sich fast gemütlich gegen die Rückenlehne: "Klara, du musst selber wissen, was du tust. Herr Christoph scheint ein Mann von Ehre zu sein, ich hoffe du wirst in mit gebührendem Respekt behandeln. Als Schwiegersohn wird er uns willkommen sein!"
Als er das sagte, sah seine Frau kurz auf und nickte einmal kurz und knapp mit dem Kopf. Es sah nicht so aus, als wenn diese Entscheidung erst jetzt getroffen worden war. Es kam mir eher vor, als wenn es ein vorher abgekartetes Spiel war. Wahrscheinlich hätte ich mich nicht einmal vorstellen müssen. Die Geschenke und die Aussicht auf mehr Reichtum, machte aus allem ein Geschäft. Wie zuvor spielte die Zukunft und damit die Zufriedenheit ihrer Tochter eine untergeordnete Rolle.
"Um es noch einmal deutlich zu sagen. Herr Christoph, ihr seid jederzeit herzlich in unserem Haus willkommen und dürft Klara besuchen, wann ihr auch immer wollt. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt!"
Deutlicher konnte man es nicht sagen. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit und schon gar nicht so direkt. Es überraschte mich schon etwas und es war nicht einfach, diese Überraschung zu verbergen. Ob man es mir ansah, konnte ich nicht sagen, aber es hätte mich nicht gewundert.
Klara sah mich an und lächelte über das ganze Gesicht. Ihre Mutter hingegen starrte mich an, als wenn sie dem Braten nicht traute. Sie hatte immer noch einen Rest von Mistrauen in sich und konnte dies nicht verbergen. Was mich dabei ...