1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... innerlich lächeln ließ, war die Tatsache, dass sie den Schal dabei krampfhaft festhielt. Es war so stark, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Doch als ich ihr direkt in die Augen sah, war dort noch etwas anderes. Was genau konnte ich nicht deuten. Vielleicht so etwas wie versteckte Interesse. Aber wenn es so war, was war das dann für ein Anliegen. Ein Rätsel, was mir nicht aufgehen wollte.
    
    Nach nicht einmal zwei Stunden wurde ich sozusagen entlassen. Es war alles gesagt worden und wir waren uns in dem Sinne einig. Klara war mehr oder weniger mit Einverständnis ihrer Eltern an mich verkauft worden. Anders konnte man es nicht nennen. Der Profit stand an erster Stelle und die beste Aktie in dem Geschäft war ich, eine Anleihe, die enormen Gewinn versprach.
    
    Ich erhob mich, verabschiedete mich und Klaras Vater brachte mich zur Tür, während die beiden Damen des Hauses, in dem Raum blieben. Direkt an der Haustür geschah das, was ich zu vermeiden suchte. Klaras Vater machte die Tür auf und Marie rannte fast in mich hinein. Sie kam mit schnellen Schritten angelaufen und konnte nur noch mit einer Vollbremsung zum Stehen kommen. Sie schien nicht ganz bei der Sache zu sein und hatte mich fast übersehen.
    
    Sie sah nur einmal kurz zu mir herauf, ging dann aber einen Schritt zur Seite und an mir vorbei ins Haus. Anscheinend hatte sie mich nicht erkannt und das war auch gut so. Zumindest hatte sich ihr Blick nicht verändert, als sie mich angesehn hatte.
    
    Mir fiel ein Stein vom ...
    ... Herzen und ich ging langsam den Weg entlang zur Straße. Ich musste es tun, denn Klaras Vater sah mir noch solange hinterher, bis ich aus seinem Augenwinkel verschwand. Eine halbe Stunde ging ich einmal im Kreis, sah mir die Gegend ein wenig an, konnte aber nichts Aufregendes erkennen.
    
    Wie ein Einbrecher schlich ich mich zurück, fand das Fenster nur angelehnt und konnte mich selber hereinlassen. Drinnen sah ich mich nur kurz nach Klara um, die nicht da war, und ging zielstrebig in den Spiegel. Auf meiner Seite angekommen, atmete ich erst einmal tief durch und ging etwas essen. Es schmeckte sehr gut und ich pfiff danach ein Lied mit, was gerade im Radio kam. Zum Schluss kochte ich mir noch einen tiefschwarzen Kaffee, nahm einen großen Keks dazu und genoss es einfach, am Küchentisch zu sitzen und vor mich hin zu sinnieren.
    
    Soweit ich alles überblicken konnte, war alles zu meiner Zufriedenheit gelaufen. Ich konnte mehr oder weniger tun und lassen, was ich wollte. Eine Aussicht, die mir mehr und mehr gefiel, je länger ich darüber nachdachte.
    
    Irgendwann ging ich ins Schlafzimmer zurück. Meine Laune war auf hohem Niveau. Dazu hatte ich mir einen saftigen, großen Apfel geschnappt, in den ich jetzt mit großem Genuss biss.
    
    Noch mit vollem Mund kam ich im Schlafzimmer an und setzte mich auf mein Bett. Von Klara keine Spur. Das machte aber nichts, immerhin hatte ich meine Ruhe und die wollte ich genießen. In der letzten Zeit war ich einfach zu eingespannt gewesen, von daher tat es ...
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