1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Duftnoten eingepackt, damit ich selber entscheiden konnte, welches zu wem passte. Eine Weise und für mich, teure Entscheidung. So gesehen hätte ich die vorigen Duftproben gar nicht gebracht. Aber egal, die drei Verkäuferinnen waren ein Augenschmaus gewesen, von daher war es das Wert gewesen.
    
    Ein Duft war schwer, sehr schwer, süß und intensiv. Der Zweite leicht und frisch, sportlich würde man heute sagen. Der dritte Duft war irgendwie dazuwischen, wusste nicht genau, was er sein sollte.
    
    Zu einer jungen Frau wie Klara passte nur der zweite Duft. Alles andere erschien mir nicht richtig. Dazu war er in einer hübschen kleinen Flasche, die wie eine kleine Vase aussah. So bewaffnet ging ich zum Spiegel und steig hindurch.
    
    Klara war zwar noch nicht da, aber ich nahm mir einfach die Freiheit, in ihrem Zimmer sein zu dürfen. Von der Seite ihrer Eltern gab es ja keine Einwände. Wie ich hierher gekommen war, war eindeutig, denn ich machte einfach das Fenster auf. Sicher eine seltsame Art in das Haus zu kommen, aber da ich sowieso etwas sonderlich für sie sein musste, spielte das keine Rolle mehr. Immerhin hatte ich Klara ja auch die ersten Gewürze durch das geöffnete Fenster gegeben.
    
    Einen Moment stand ich an diesem Fenster und sah hinaus. Kaum eine Minute später sah ich Klara in Begleitung von Marie zum Haus kommen. Ich wollte nicht entdeckt werden, denn Marie sollte nicht mit der Nase darauf gestoßen werden, woher ich kam.
    
    Ich setzte mich auf einen Stuhl und wartete ...
    ... eine ganze Weile vergeblich auf Klara. Sie war im Haus, denn ich hatte sie gehört, aber sie kam nicht herein. So wie es aussah, hatte sie wohl noch etwas anderes zu erledigen.
    
    Es dauerte länge als gedacht, doch dann ging die Tür auf und Klara kam herein. Sie war guter Laune, soweit man es sehen konnte. Sie war überrascht, als sie mich sah. Doch kaum war diese Überraschung verflogen, kam sie geradezu in meine ausgebreiteten Arme geflogen. Wir drückten uns, wie immer und Klara begann zu erzählen, was sie den ganzen Tag gemacht hatte.
    
    Es war nicht wirklich interessant. Sie war mit Marie bummeln gewesen, hatte sich in diversen Geschäften umgesehen. Dabei war ihr Augenmerk eindeutig auf Kleidern gewesen. Aber nicht nur das. Alles, was mit Bekleidung zu tun hatte, war in ihrem Interesse. Sie berichtet mir über die neuste Mode, die besten Stoffe und wo man sie bekam.
    
    Was tut man in dieser Situation als Mann. Man tut so, als wenn man zuhört, nickt ab und zu einmal mit dem Kopf und tut so, als wenn es einen interessieren würde. Nicht ganz einfach. Die Kunst war dabei, im richtigen Moment zu nicken.
    
    Irgendwann versiegten Klaras Auskünfte über den vergangenen Tag. Dabei hatte sie kaum Luft geholt. Ich glaube, sie kann Luft holen, während sie spricht. Sozusagen ein Kreislauf in die Nase direkt über die Stimmbänder und ohne Umweg, über den Mund wieder heraus. Erst als sie einen Moment verstummte, griff ich an meine Seite und hob den Leinensack hoch, den ich dort abgestellt ...
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